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Transkript zu Episode 1: „Kinder brauchen einen geschützten Raum wie KiKA“ mit Dr. Astrid Plenk

KiKA-Programmgeschäftsführerin Dr. Astrid Plenk im Gespräch mit Inka Kiwit zur Rolle von KiKA in einem sich fragmentierten Medienmarkt, der Weiterentwicklung von linearen und nonlinearen Angeboten und dem Stellenwert von Kindern in der Gesellschaft.

Inka Kiwit: Hallo, Moin und herzlich willkommen zur ersten Folge von „Triff KiKA – Werkstattgespräche“. Bei uns hören Sie sich hinter die Kulissen bei KiKA und treffen die Menschen, die die Angebote bei KiKA mitgestalten und dafür verantwortlich sind. Es ist also ein Podcast, quasi direkt aus der KiKA-Werkstatt. Ich bin Inka Kiwit und seit vielen Jahren als Redakteurin und Podcast-Moderatorin hier im Sender. Und klar, wer könnte unsere neue Podcast-Reihe als Gesprächspartnerin besser eröffnen als Dr. Astrid Plenk, Programmgeschäftsführerin des Kinderkanals von ARD und ZDF. Von ihr erfahren wir aus erster Hand, was bei KiKA ganz aktuell ansteht. Was uns beschäftigt, aber auch, wo wir den Kurs ändern. Antworten und Impulse jetzt von Astrid Plenk. Rein ins KiKA-Werkstattgespräch.

Inka Kiwit: Hallo Astrid!

Dr. Astrid Plenk: Hallo Inka.

Inka Kiwit: Schön, dass wir uns wieder hören. Letztes Jahr schon oft bei Generation Alpha – der KiKA Podcast. Da sind wir der Zukunft von Kindermedien nachgegangen. Kurzer Rückblick also auf das vergangene Jahr. Was hat denn KiKA, was hast du persönlich aus 2022 gelernt? Kurz und knapp.

Dr. Astrid Plenk: Also ganz viel gelernt haben wir von unserem Kinderredaktionsrat. Das war ein ganz tolles Projekt, was wir auch in diesem Jahr fortsetzen, weil wir einfach ganz viele Inspirationen bekommen haben von den Kindern. Hinweise, Kritik, Lob. All das, was wir wirklich ja in unsere Produkte und unsere Inhalte rückspielen können. Und ganz besonders toll war natürlich auch, dass die neue kika.de an den Start gegangen ist. Noch besser, noch nutzungsorientierter und vor allen Dingen auch Video first relevant. Also das sind Sachen, die ich mich sehr gern erinnern, auch weil es auch eine tolle Teamarbeit war und alle Kolleginnen und Kollegen da so dabei waren und alles gegeben haben.

Inka Kiwit: Und ich finde, wir können uns auch ganz kurz ein bisschen selbst feiern. Wir sind ja „Broadcaster of the Year“ geworden.

Dr. Astrid Plenk: Ja, wir sind „Broadcaster of the Year“ geworden, eine tolle Auszeichnung, die wir dort erhalten haben, gerade auch im Hinblick auf Animationsangebote. Gleichzeitig haben wir aber auch im linearen ja die Marktführerschaft verteidigt. In der Sendezeit, in der wir quasi on air sind, in der Zielgruppe drei bis 13. Das freut uns natürlich sehr. Ebenso, dass wir auch in den digitalen Angeboten sehr, sehr gut wahrgenommen werden und genutzt werden und da auch Lieblingsmedienangebot sind. Und ganz gut mit YouTube und Co. mithalten können. Und das ist ja wirklich auch eine große Anstrengung.

Inka Kiwit: Absolut. Astrid das große Wort Digitalstrategie, da spielt auch die Diversifizierung eine große Rolle, also passgenaue Angebote für Vorschulkinder, Grundschüler und Preteens anzubieten. Was sind denn neue Formate bei KiKA in diesem Jahr, die genau diese Strategie verdeutlichen?

Dr. Astrid Plenk: Die Entwicklung dieser Angebote ist aufgrund von Persona-Entwicklungen passiert. Das heißt, wir haben sehr spitz produziert, sozusagen für Inka, 14 oder zwölf Jahre, liebt Bücher, oder wie auch immer. Die ganzen Zuschreibungen, dann speziell auch die Angebote entwickelt. Aktuell läuft „Ansage!“ „Ansage!“ ist ein Angebot für Gaming-Interessierte junge Leute.  Aktuell startet bald „SPEEED!“. Das ist so bisschen so ein Battle-Format, auch für eine männliche Persona, also jungsaffin aufgebaut. Und wir haben gemeinsam mit funk „f.im.chat“ gestartet, auf TikTok. Das ist sehr spannend, weil es nämlich darum geht: Wie nutzt man eigentlich heutzutage Medien? Und was ist daran vielleicht ein bisschen gefährlich? Was ist aber ganz wichtig zu wissen, was ist aber auch gewinnbringend? Und warum tut man das? Das wird auf eine sehr lustige Art und Weise vor den Hosts präsentiert und knüpft ein bisschen an unserem Medienmagazin „Team Timster“ an, nur eben für die Älteren.

Inka Kiwit: Das waren jetzt Formate für die Preteens. Ich finde schön ist auch, dass wir ja für die ganz Jungen auch auf YouTube jetzt da sind. Vielleicht kannst du dazu noch mal ein Satz sagen.

Dr. Astrid Plenk: Genau wir starten jetzt unseren Youtube-Kanal „KiKANiNCHEN“, weil wir einfach gemerkt haben natürlich ist es in den Nutzungsthemen, so dass die jüngeren Kinder sich auch oft von älteren Inhalten, als die wirklich älter wirken. Nicht, dass man sich nicht nach oben orientiert. Aber dass man sich davon gestört fühlt und dass die älteren Kinder oft sagen, Kikaninchen ist toll, aber das will ich jetzt gerade gar nicht in meinem Angebot sehen. Und deswegen haben wir unseren Youtube-Kanal einmal in einem KiKANiNCHEN-Kanal aufgeteilt. Und es gibt weiterhin den tollen KiKA-YouTube-Kanal. Aber auf dem KiKANiNCHEN-Kanal sind dann wirklich die reinen Vorschulinhalte. Und das ist gerade für die digitale Nutzung genau der richtige Weg, hoffen wir zumindest. Und wir werden das beobachten. Wir werden es analysieren, wenn es eine Weile sozusagen dann auch im Markt ist und entsprechend hoffentlich dann auch unsere, ja Learnings daraus ziehen und permanent dran arbeiten. Die Zielgruppe, gerade auch der Vorschule und deren Eltern, dass ist ja auch nicht unwesentlich. Bei diesen YouTube-Kanälen ist das nämlich so, dass es einmal die Möglichkeit gibt, der sich nochmal stärker dann an die KiKANiNCHEN-Eltern richtet und eben den reinen Content für die kleinen Vorschulkinder auch noch mal ins Schaufenster stellt. Und das soll natürlich auf jeden Fall auch ein Ansporn sein, wenn man dort einmal ist, dass man eben sieht: KiKA gibt's für ganz Kleine, gibt es für Ältere und wir haben auch unsere eigenen Angebote, die tolle Player-App, auch kika.de, die KiKANiNCHEN-App einfach mehr Angebote, die dann darüber hinaus auch noch partizipativ wirken, die anregend wirken, die auch aktivieren. Und das alles tun wir natürlich dann auf unseren eigenen Plattformen.

Inka Kiwit: Ich finde alles, was du gerade gesagt hast, passt ganz wunderbar zu einem Zitat, was du erst neulich wieder zurecht gesagt hast: „Wir müssen mit unseren Angeboten da sein, wo die Zielgruppe auch ist“. Also eben präsent sein auf Content-Plattformen. Es kommen also mehr Ausspielwege dazu. Wie stellt den KiKA sicher, dass alle KiKA-Plattformen für Kinder attraktiv bleiben?

Dr. Astrid Plenk: Also wir gehen jetzt nicht auf jede Plattform, die sich irgendwo auftut. Aber wir müssen natürlich genau gucken wo sind die Plattformen, wo die Zielgruppe auch wirklich unterwegs ist und wo wir auch mit unseren Inhalten plattformgerecht auch auftreten können. Weil wir sagen, das passt zu den Inhalten, die wir vertreten. Passt diese Plattform, oder passt sie nicht? Und in welcher Form passt sie? Und deswegen konzentrieren wir uns nach Nutzungszahlen eben ganz stark darauf, wo die Kinder eben am meisten auch auf Drittplattformen sind, um dann aber eben auch diese Drittplattformen zu nutzen. Wie ich gerade sagte, wirklich dann auf unsere Angebote nochmal stärker, ja aufmerksam zu machen. Denn dieser Weg ist sehr wichtig, weil wir brauchen die Touchpoints im wahrsten Sinne des Wortes. Wir müssen eine breite Fläche schaffen, unterschiedliche Touchpoints, um Kinder eben auch auf KiKA aufmerksam zu machen. Und auch die jungen Eltern, die jetzt auch demnächst Eltern werden. Es kommt bald die Generationen, die nicht mehr mit KiKA, vielleicht so in der Form aufgewachsen ist. Und deswegen ist es für uns wichtig, auch in die Breite zu gehen, aber nicht willkürlich, sondern sehr, sehr gezielt. Denn Medien werden sehr, sehr vielfältig genutzt. Sind es unterschiedliche Geräte bis hin zu unterschiedlichen Plattformen oder Angeboten, Apps. Und da müssen wir einfach gucken, dass wir das gut durchdringen, diesen Angebotsmarkt. Um eben Berührungspunkte mit KiKA und den tollen Angeboten, die sich dahinter verbergen, zu schaffen.

Inka Kiwit: Jetzt ist es ja so, dass Kinder in ganz verschiedenen Altern verschiedene Bedürfnisse haben und auf ganz anderen Entwicklungsstufen stehen. Vielleicht kannst du uns noch mal ein bisschen was dazu sagen. Woher nehmen wir unsere Informationen, um dieses Alter gerecht zu segmentieren?

Dr. Astrid Plenk: Sehr unterschiedlich. Wir haben auf der einen Seite, ich fange jetzt mal mit qualitativen und quantitativen Studien, die nicht nur wir in Auftrag geben, sondern insgesamt, wo wir eben sehr viel erfahren. Zum Beispiel über die KIM, die Kinderstudie Medien oder auch JIM für Jugendliche. Es gibt die Kinderwelten, die eben beleuchten: Wofür interessieren sich Kinder? Wie sind sie medial ausgestattet? Was nutzen Sie gerne? Was sind ihre Characters, die sie mögen? Ihre Idole und so weiter. Das ist das eine. Und das ist natürlich dann auch immer runtergebrochen auf die unterschiedlichen Alterssegmente. Aber wir gucken natürlich auch mit dem, was sehen wir jeden Tag in der Nutzung, in unseren Angeboten. Da ist natürlich die klassische Quote ein Thema. Ganz klar, aber eben nicht mehr nur, sondern es ist immer das Mediendaten-Portfolio. Wir sehen was wird viel genutzt auf unserer KiKA-App ab oder in der KiKANiNCHEN-App. Wir sammeln ja wenig Daten ein, also eigentlich gar keine. Also wir können es nicht zuordnen in dem Falle. Aber wir wissen halt schon, welches Alterssegment, weil das kann man nämlich auswählen, wenn man sich in unserer App zum Beispiel einwählt. Welches Alterssegment, bin ich unterwegs, dass sich dann auch passgenauer die Angebote eben auch empfohlen kriege oder angezeigt bekomme. Und da können wir schon sehr genau sehen, was funktioniert, auf welcher Plattform. Denn das, was im TV funktioniert, ist nicht identisch mit dem, was vielleicht im KiKA-Player funktioniert. Oder wiederum auch im HbbTV gibt es andere Hitlisten. Also das ist das, was wir uns angucken. Wir gucken natürlich auch die Watchtime an. Und, und, und. Aber, und das ist ganz wichtig, wir müssen mit der Zielgruppe selbst richtig im Kontakt stehen.

Inka Kiwit: Ja, die KIM- und die JIM-Studie, die hast du gerade eben genannt. Was da aber nicht genannt hast, ist einer unserer größten Schätze. Das ist die KiKA-Landkartenstudie und ich finde wirklich, man kann von einem unglaublichen Datenschatz sprechen, der uns sehr, sehr viel um unsere Nutzerinnen und Nutzern verrät. Dazu sprechen wir noch in einer ganzen Folge in diesem Podcast. Aber ich würde von dir gerne im vorab wissen, was ist denn dein größter Erkenntnisschatz aus der KiKA-Landkartenstudie?

Dr. Astrid Plenk: Also die KiKA-Landkartenstudie ist ja, eine repräsentative Studie, wo 1200 Kinder befragt worden sind. Und es ist das erste Mal überhaupt, dass es eine Studie gibt, die auch auf Soziodemografie und so weiter, also auf mehr Informationen - wie Kinder leben, wo sie leben, wo kommen sie her – abzielt. Und das gab's oder gibt es meistens immer ab 14 plus, und wir sind wirklich sehr, sehr dankbar. Das es jetzt diese Studie gibt, die wirklich ein großer Aufwand war, aber eben, wie du sagst, auch einen großen Schatz hat an Erkenntnissen, die wir dort auch ablesen können. Die unsere Arbeit wirklich erleichtert und auch an vielen Stellen einfach noch mal schärft. Und das ist toll, dass da das ZDF, der MDR, der WDR und der KiKA gemeinsam dieser Anstrengung unternommen haben, um ja wirklich auch die Kinder in den Fokus zu rücken. Das sind die Medieneinsteiger und über die müssen wir einfach ein paar Dinge wissen, um einfach auch Angebote noch besser aufstellen zu können. Und die Erkenntnisse, die ich wichtig finde, sind, dass wir einmal aktuell in der Mediennutzung die Hybride Mediennutzung haben. Was heißt das? Das heißt Kinder nutzen ihre Medienzeit halt mit sehr unterschiedlichen Dingen und sie schauen noch TV, aber natürlich weniger, weil sie einfach ein größeres Angebotsportfolio haben. Und man schaut dann auch mal, was auf einer Plattform schaut, auf dem Handy und nicht am klassischen TV-Gerät. Es kommt natürlich immer auf die mediale Ausstattung der Kinder an, die auch sehr unterschiedlich ist. Deswegen ziehe ich daraus und da sind wir wieder beim Anfang. Wichtig ist, dass wir viele Touchpoints belegen. Und solange viele Kinder in Haushalten ein TV-Gerät haben und eben kein eigenes Handy und kein Tablett und nicht ein Zweit-Tablet, ist es eben wichtig, dass wir auf den Möglichkeiten, wo Kinder Zugriff haben, auch wirklich stattfinden. Es ist interessant, dass sich diese hybride Nutzung, also linear und nonlinear, also TV und online, dass das sich befruchtet und auch miteinander verschränkt. Das muss man dazusagen. Spannend war das eben die rein digitale Nutzung, also nur online, bei einem knappen Prozent war von hundert. Das hat uns schon überrascht, weil wir schon dachten, das muss mehr sein. Es wird mehr werden, und es wird auch rasant mehr werden. Das glaube ich auch. Klar. Aber das ist interessant, weil es natürlich erstmal uns hilft, auch unsere Angebote diesbezüglich auch nochmal zu schärfen. Und auch die User Journey zwischen diesen Angeboten einfach genauer zu begucken und zu verbessern.

Inka Kiwit: Wie viele Kinder kennen uns überhaupt als KiKA?

Dr. Astrid Plenk: Das war auch sehr schön an der Studie. Da haben wir nämlich erfahren, dass neun von zehn Kindern KiKA als Marke oder als Berührungspunkte, Touchpoints kennen, egal auf welchem Weg. Aber sie kennen uns. Und das ist natürlich ein Ergebnis, was uns umgehauen hat und was uns bestärkt darin wirklich KiKA weiterzuentwickeln, gemeinsam mit ARD und ZDF. Und dass es ein Angebot geben muss, was wirklich auf Kinder in unterschiedlichen Altersstrukturen zugeschnitten ist und dass man nicht alles in einen großen Topf schmeißt und sagt jeder sucht sich was. Sondern Kinder brauchen einen geschützten Raum und sie brauchen ihre Angebote. Und das ist ein großes Pfund im öffentlich-rechtlichen System. Dass wir die Möglichkeit haben, Kindern wirklich auch diese Genrevielfalt, Themenvielfalt anzubieten, die man auch im Erwachsenenangebot findet.

Inka Kiwit: Ja, das heißt, korrigiere mich, wenn ich falsch liege: Wir als KiKA stärken die lineare Verbreitung, aber bauen das digitale Portfolio ständig parallel aus.

Dr. Astrid Plenk: Das ist absolut richtig. Durch die hybride Nutzung und durch die Zahlen, die wir ja auch haben, in der Medienzeit. Die lineare Säule hat natürlich früher eine größere Rolle gespielt, da die Angebote drumherum weniger waren. Und das ist genau unser Punkt. Wir wollen das lineare auch weiter im Fokus haben. Das wird sich verändern und es verändert sich, sehen es aber eben auch bestätigt aus den ganzen Studien und Daten, Nutzungsthemen, dass wir da richtig liegen. Aber wir sehen auch die schnelle Veränderung in den Jahren, und die Veränderungen werden auch schneller gehen. Dass wir auf jeden Fall unsere digitalen Angebote ausbauen und verbessern. Das tun wir gerade auch mit dem KiKA-Player. Der kriegt gerade eine richtig schöne Generalüberholung in der Form, dass wir natürlich hier auch aus Nutzerrelevanten Themen einfach verbessern. Ja.

Inka Kiwit: Ja. Astrid, glaubst du, wir brauchen mehr mobilen Content? Also Content für mobile Nutzung, müssen wir mehr 9:16-Format produzieren?

Dr. Astrid Plenk: Ich denke, da geht es ja auch hin. Ja, also wie alles ist es glaube ich, im Moment noch eine Mischung. Aber ja, das ist auf jeden Fall auch ein Thema, wo wir uns mit beschäftigen und wo wir auch Erfahrungen sammeln. Ganz klar.

Inka Kiwit: Ich würde ganz gern mit dir über quasi unser Leitmotiv noch einmal ganz kurz sprechen. Wir sagen immer KiKA ist für alle. Was heißt denn das für Kinder, die vielleicht nicht gut lesen, die nicht sehen oder hören können?

Dr. Astrid Plenk: KiKA für alle sollte auch für alle sein. Das ist ein hoher Wert, den wir als Leitbild haben und den es natürlich gilt, dass man das erfüllt. Das ist aber auch immer ein Weg und man kriegt nie immer überall hundert Prozent. Dennoch sind wir zum Beispiel sehr, sehr glücklich, dass wir erst vor kurzem den Deutschen Hörfilmpreis gewonnen haben für die Audiotranskription unserer Serie „Die Schlümpfe“. Das hat uns sehr gefreut. Und war auch eine Bestätigung unserer Arbeit, dass wir eben, wenn wir in Barrierearmut investieren, das auch richtig tun. Vielleicht ist es dann quantitativ noch nicht da, wo es hin soll. Das wir eben noch mehr Audiotranskriptionen brauchen, als wir bisher haben. Aber die Sachen, die wir machen, dass die eben doch wirklich mit der nötigen Sorgfalt auch entsprechend produziert werden. Das ist was, wo wir sehr großen Wert darauflegen. Auf der anderen Seite haben wir zum Beispiel bei der Barrierearmut die Untertitelungen. Das sind wir bei über 70 Prozent unseres Angebotes. Wir kriegen ja auch von ARD- und ZDF-Zulieferungen, die das auch eben genau so priorisieren, auch für den Kinderbereich. Aber man sagt natürlich dann: Was ist denn mit den restlichen Prozent? Und da hatten wir bisher hauptsächlich die Vorschulangebote erstmal nicht in der Priorisierung. Wir lernen aber und wir sehen, wie wichtig es ist auch Vorschulangebote zu untertiteln, weil es einfach grundsätzlich auch die Lesebereitschaft fördert oder insgesamt Sprache. Und wir sind jetzt dabei, unsere ganzen Vorschulangebote auch in erst mal Untertitelungen zu bringen. Und nächsten Schritte sind natürlich der Ausbau der Audiotranskription und ein anderer wesentlicher Punkt es für uns natürlich auch die Gebärde. Da haben wir einige Angebote schon, die komplett barrierearm sind, weil sie sowohl Untertitel, Audiotranskription und Gebärde haben. Aber auch hier ist Luft nach oben. Aber auch hier ist es wichtig, qualitativ zu arbeiten und der Zielgruppenansprache auch gerecht zu werden. Ja, wo zum Beispiel des ZDF bei Märchenproduktionen ein Gebärdefassung entwickelt. Wo der Gebärdendolmetscher, Gebärdendolmetscherin permanent den Szenen, die man sieht, gerecht wird, indem er oder sie sich auch verkleidet oder in einem Kostüm die Szene spielt. Ja, und das sind Ansätze, die sind eben sehr, sehr wichtig. Sie brauchen aber auch ein bisschen Zeit, um es eben auf diese Qualität zu bringen. Aber das sind so diese Schritte, die wir einfach verstärkt gehen wollen und müssen. Und zielgruppenorientiert auch die Barrierefreiheit zu stärken, steht in diesem Jahr und kommenden ganz, ganz vorne auch bei uns.

Inka Kiwit: Astrid ich habe noch ein Thema. Wir haben noch ein weiteres wichtiges Ziel, nämlich das nachhaltige Produzieren, die nachhaltige Produktion. Und KiKA will ja bis 2025 versuchen alle Formate grün zu produzieren. Vielleicht kannst du kurz zusammenfassen - wie wird das angegangen?

Dr. Astrid Plenk: Also das haben wir uns vorgenommen. Also du siehst, wir haben uns viel vorgenommen.

Inka Kiwit: Was ja auch gut ist.

Dr. Astrid Plenk: Und das wird alles zusammenkommen, hoffentlich. Grünes produzieren ist sehr vielseitig. Wir haben ja auf der einen Seite sehr unterschiedliche Produktionsformen, sei es gern Auftragsproduktionen. Und da achten wir natürlich schon drauf: Ist das eine Produktionsfirma, die sich das Grüne produzieren auch auf die Fahnen geschrieben hat? Und die meisten Produzenten und Produzentinnen haben das. Na also, es ist ein wichtiges Thema in der Produzentenlandschaft, in der Produktionslandschaft in Deutschland. Und wir haben natürlich auch Produktionen, die wir vor Ort machen, am Standort Erfurt. Zum Beispiel da „Team Timster“, unser Medienmagazin, wo wir gerade dabei sind, alle Kriterien so zu bearbeiten und zu erfüllen. Dass wir dann auch, sage ich mal die Plakette haben und diese Erfahrungswerte, die wir dort gesammelt haben, auch auf andere Produktionen am Standort übertragen können wie das „Baumhaus“ zum Beispiel oder „KiKANiNCHEN“, „Kummerkasten“.

Inka Kiwit: Und ich finde, wir können jetzt auch noch einmal aus der internen Sicht sprechen. Wir sind ja auch innerhalb der Redaktion, mitten im Wandel. In einem Change-Prozess, so nennen wir es. Lass uns mal kurzen Einblick geben. Wie wirken sich die Strategien rund um Alterssegmentierung, das hast du angesprochen, und Diversifizierung intern bei uns aus?

Dr. Astrid Plenk: Also was wir seit vielen Jahren schon machen. Was sich aber durch die genannten Themen, die du gerade angesprochen hast, noch mal verdeutlicht oder entwickelt ist, dass wir viel stärker übergreifende Teams brauchen. Dass wir die Teams so zusammenstellen, das von vornherein eben ein Redakteur, jemand aus der Unternehmenskommunikation, jemand aus dem Marketing, jemand aus Promo, Verbreitung. Das müssten, das sind Content-Teams, die eigentlich von vornherein so gestaltet sein sollten. Um alle Dinge mitzudenken und entsprechend schon früh in alle Entwicklungen einzubeziehen. Und das auch mit einer klaren Zuschreibung von Rollen und Aufgaben, die damit verbunden sind. Und das haben wir viel über Projektarbeit gemacht. Die Initiative Preteens zum Beispiel ist so entstanden, dass wir aus allen Redaktionen und Gewerken Kollegen zusammengebracht haben. Gesagt: So, ihr habt jetzt mal die Aufgabe. Wie können wir den besser und noch intensiver, die älteren Kinder ansprechen. Und das zieht sich, glaube ich durch alle Bereiche, dass es immer mehr verschränkt, eigentlich nur geht. Und technische Prämissen genauso wichtig sind, wie inhaltliche, weil sie sich dann doch irgendwie gegenseitig beeinflussen. Und auch wenn man das frühzeitig sieht, das Produkt einfach dadurch auch besser wird.

Inka Kiwit: Eine Zielgruppe, die jetzt hier schon öfter von dir auch genannt wurde. Auch eine sehr wichtige für uns, sind die Eltern. Über die haben wir noch gar nicht gesprochen. Ich bin selbst Mutter, du bist Mutter. Ich persönlich für meinen Teil freue mich immer über sehr viele Hintergrundinformationen. Und da ist in unserem Angebot für Eltern schon einiges passiert. Kannst du ganz kurz einen Überblick geben und verraten, was da noch alles kommt?

Dr. Astrid Plenk: Also das Elternangebot ist auch komplett überarbeitet worden, auch im Zuge der Umstellung oder der Neuperformance der neuen kika.de, findet man auf der kika.de die entsprechenden Elternseiten. Die auch, finde ich, sehr einzigartig sind, weil sie wirklich unsere Programmangebote aufgreifen. Hintergrundinformationen geben, Themen daraus nehmen, die nochmal stärker beleuchtet werden. Mit unseren Markenwelten und Brands, die Eltern auch ja informieren und versuchen, auch zu begeistern. Und wir arbeiten weiter daran, weil wir stärker auch hier sehen, dass wir noch Bewegtbildorientierter arbeiten. Das tun wir schon, ist auch unsere Aufgabe, weil wir sind ja keine Texte produzierende Einheit, sondern wir stehen für ein starkes Bewegtbild. Und in diese Richtung werden die Elternseiten immer noch weiterentwickelt, das einfach noch mehr Content entsteht. Zudem, den wir schon haben, eben auch für die Elternzielgruppe. Und das gleiche tun wir ja auch auf Instagram, zum Beispiel für die junge Eltern, dem KiKANiNCHEN-Instagram-Kanal. Weil das bei uns der Touchpunkt zu den jungen Eltern ist. Wo wir wissen, da sind die noch. Sicherlich gibt es bald andere Möglichkeiten und Plattform. Und da müssen wir dann sehen. Ja, wo wollen wir dann sein und wo vielleicht auch nicht mehr?

Inka Kiwit: Ja, Astrid abschließend: Wenn es darum geht, ob Deutschland generell einen unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht, da spalten sich die Meinungen, das wissen wir, die spalten sich in der Gesellschaft. Und das wurde auch schon in aller Ausführlichkeit beantwortet. Aber wie begegnest du denn aktuell KiKA-Kritikern und Kritikerinnen also denen, die die Legitimation eines öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders für Kinder immer wieder in Frage stellen?

Dr. Astrid Plenk: Also die Kinderzielgruppe ist nach wie vor die Basis für gesellschaftliche Weiterentwicklung, steht für Zukunft. Und ich denke, wir müssen als Gesellschaft einfach diese Zielgruppe ernster nehmen. Und das ist nicht nur im Medienbereich der Fall, sondern grundsätzlich. Egal, wo man hinguckt. Kinder sind immer nicht top priorisiert in ihren Bedürfnissen, in ihren Dingen, die sie brauchen. Und deswegen sehe ich es für uns zum Beispiel so als KiKA, dass wir uns auch in der Verantwortung sehen, ganz stark mit den Institutionen auch zu kooperieren, die sich für die Belange der Kinder einsetzen. Ist das ein Kinderfilmfestival, oder ist es eine andere Institution, die Leseförderung betreibt. Wie auch immer. Also es gibt viele Schnittpunkte und ich glaube, es wäre wichtig, das ARD, Institutionen oder Vereinigung, die sich da mit diesen Themen auseinandersetzen, dass wir noch dichter zusammenrücken. Mehr erfahren über die gegenseitige Arbeit. Dass man einfach die Lobby für Kinder insgesamt in Deutschland weiter nach vorne bringt. Sichtbar macht was Kinder brauchen. Was wollen sie? Mehr in Dialog zu gehen auf allen Ebenen. Das würde ich mir wünschen, weil das wäre das Fundament, was für die Zukunft wichtig ist.

Inka Kiwit: Sagt Dr. Astrid Plenk, Programmgeschäftsführerin bei KiKA. Ganz lieben Dank Astrid für das erste Werkstattgespräch.

Dr. Astrid Plenk: Dankeschön, Inka,

Inka Kiwit: Das nenne ich mal einen guten ersten Auftakt für unsere Reihe „Triff KiKA – Werkstattgespräche“. Ich finde, es ist sehr deutlich geworden, welche Strategie der Kinderkanal von ARD und ZDF beim Wandel zum digitalen Medienhaus verfolgt. Mit passgenau zugeschnittenen Angeboten für die jeweiligen Altersgruppen. Genau da präsent zu sein, wo Kinder sind und das mit einem hochwertigen und informativen Angebot, das für Qualität, Verbindlichkeit, Vertrauen und natürlich für Spaß steht.

In den nächsten „Triff KiKA – Werkstattgespräche“ tauchen wir noch tiefer ein. Wir sprechen über die Landkartenstudie, die wir in dieser Folge schon gehört haben, beschäftigen uns mit dem Kindermedien-Markt. Wir reden über die Magie von Märchen und über die Rolle der Medienkompetenz bei uns bei KiKA. Sie finden uns übrigens, falls Sie nicht gerade schon da sind, auch in der ARD-Audiothek und überall dort, wo es Podcast zu hören gibt. Und wenn Sie Fragen, Feedback oder Anmerkungen haben, dann freuen wir uns. Gerne als Kommentar direkt unter unserem Podcast oder auch eine Nachricht über den Kontakt-Button auf unserem KiKA-Kommunikationsportal. Da finden Sie übrigens auch die Transkripte der Folgen zum Nachlesen. Das Ganze unter kommunikation.kika.de.  Also bis zum nächsten Mal. Machen Sie es gut.