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Transkript zu Episode 6: „Grün produzieren heißt nicht, dass jeder Veganer werden muss, sondern das wir ein nachhaltiges Arbeitsumfeld gestalten.“ mit Rafael Bies

KiKA-Redakteur Rafael Bies spricht mit Inka Kiwit über Nachhaltigkeit bei KiKA. Im Gespräch geht es um nachhaltige Medienproduktionen, welche Aufgaben Kindermedien für die heranwachsende Generation haben und die Frage, wie KiKA mit dem Thema umgeht.

Inka Kiwit: Hallo und herzlich willkommen aus der KiKA-Werkstatt. Bei uns begegnen Sie Menschen, die für die Angebote bei Kika verantwortlich sind und sie gestalten. Ich bin Inka Kiwit, wird Redakteurin und Podcast-Moderatorin und freue mich, dass Sie auch heute wieder mit dabei sind. Wir sprechen nämlich in dieser Folge über ein Thema, das uns alle beschäftigt, nämlich Nachhaltigkeit bei KiKA. Nachhaltigkeit, das ist nicht nur Thema in unserem Programm, sondern ist auch ein zentraler Unternehmenswert, der auch das gesamte öffentlich-rechtliche System beschäftigt und für alle Redaktionen und Gewerke ein Ansporn ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Aber klar, nachhaltiges Denken und Handeln langfristig zu etablieren und voranzutreiben in einem Unternehmen, ja, das ist nicht immer ganz einfach. Über Nachhaltigkeit, Grüne Produktion und die ganz vielen kleinen Maßnahmen, die in ihrer Gesamtheit eine nachhaltige Veränderung herbeiführen bei KiKA, darüber spreche ich jetzt mit Rafael Bies, er ist Redakteur bei unserem Medienformat „Team Timster“ und er ist Teil der AG Nachhaltigkeit bei KiKA, also rein ins KiKA-Werkstattgespräch.

Inka Kiwit: Hallo Rafael, schön, dass du da bist.

Rafael Bies: Hi Inka.

Inka Kiwit: Wenn du eine Zeitkapsel mit einer Botschaft über Nachhaltigkeit bei KiKA für die nächste Generation hinterlassen könntest, was würdest du da hineinlegen?

Rafael Bies: Ich würde wahrscheinlich einen Staffelstab reinpacken. Und dieser Staffelstab hat eine Besonderheit, da ist vielleicht noch ein Loch drin, wo ein Zettel drin, ist oder so. Und auf dem haben alle KiKA-Mitarbeitenden unterschrieben, dass wir das bestmögliche getan haben für die nächste Generation, um KiKA nachhaltig aufzustellen. Und dass alles in unserer Macht Stehende, was wir tun konnten, umgesetzt wurde. Und vielleicht ist das sogar noch eine Liste dabei, wo Punkte aufgelistet sind, die wir eben erreicht haben, wo andere dann weitermachen können.

Inka Kiwit: Das finde ich schön, der Staffelstab, um den quasi direkt weitergeben zu können. Ich glaube, ich würde eines unserer alten, auf Papier gedruckten Drehbücher reinlegen, mit der Botschaft „Früher haben wir noch auf Papier gedruckt, hoffentlich ist das bei euch nicht mehr so.“

Rafael Bies: Dieses Commitment, was ich angesprochen habe, würde ich natürlich auch auf Papier drucken, logisch.

Inka Kiwit: Rafael, wie bist du denn das erste Mal bei KiKA mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung gekommen? Kannst du dich daran erinnern?

Rafael Bies: Wann genau das war, weiß ich nicht. Aber es war so vor zwei, drei Jahren, da bei „Team Timster“, dem Medienmagazin, für das sich redaktionell mitarbeite, stellen uns Kinder fragen beziehungsweise ist irgendwie die Frage an uns gekommen wie grün ist das Internet? Und wie nachhaltig wird eigentlich produziert? Ich kann dir die Frage genau nicht mehr sagen, aber das war für uns der Ausgangspunkt, wo wir als Team gesagt haben: „Mensch, spannende Frage, lass uns doch mal damit auseinandersetzen und vor allen Dingen lass uns bei uns selber anfangen und mal gucken, was ist eigentlich der CO2-Ausstoß von unseren Fernsehproduktionen, von unserem Medienmagazin?“ Das fanden wir spannend und haben dann gemerkt, dass das ganze Thema eigentlich komplexer ist, als wir dachten.

Inka Kiwit: Wir haben ja dann als Medienformat bei KiKA quasi als erstes Format damit begonnen, du hast es gerade schon ein bisschen angerissen. Wie hat das Thema Nachhaltigkeit generell den Weg zu KiKA gefunden?

Rafael Bies: Also ich glaube, das muss man teilen. Das eine ist, es gab 2019, eine KiKA for Future-Gruppe, die sich jetzt KiKA AG Nachhaltigkeit nennt. Und da, das ist einfach eine Interessen Gruppe unter den Mitarbeitenden bei KiKA, die gesagt haben „Hey, warum wollen wir das Thema Nachhaltigkeit als Kinderfernsehsender oder Kindermedienangebot nicht auch setzen?“ Und daraus hat sich so eine AG gegründet, die dann auch bestimmt mit bestimmten Zielen an den Start gegangen sind. Das ist der eine Punkt. Und der andere Punkt ist, das lief eigentlich unabhängig davon, ist quasi diese Auseinandersetzung von „Team Timster“ gewesen, mit dem Thema nachhaltiges produzieren und das steht auch, würde ich sagen noch mal auf einem anderen Blatt, weil das ist eine Bewegung innerhalb der ARD oder innerhalb der Medienbranche generell. Wie kann man ressourcenschonender, nachhaltiger produzieren, Fernsehproduktionen machen, Filmproduktion machen? Und auf den Zug ist letztlich „Team Timster“ aufgesprungen.

Inka Kiwit: Nachhaltiger produzieren, ressourcenschonender. Das sind auch alles Begriffe, die wahrscheinlich jetzt gleich fallen werden. Ich würde ganz gern mal in diese Welt der Begriffe eintauchen. Wir sprechen ganz oft von Green Shooting und von Green Production bei KiKA. Was steckt denn genau dahinter, hinter diesen Begriffen?

Rafael Bies: Ich verwende immer gern den Begriff grüne Produktion, weil ich mir sage, erstens ist es deutsch, damit können viele was anfangen. Unter Grün verstehen wir Nachhaltigkeit. Wir verstehen vielleicht Klimabewusstsein oder Bewusstsein für die Klimakrise und Produktion ist klassisch die Fernsehproduktion alles, was damit zusammenhängt, deswegen würde ich diesen Begriff für vielleicht auch jetzt das weitere Gespräch wählen. Es gibt einen Arbeitskreis Green Shooting, der sogenannte ökologische Mindeststandards aufgesetzt hat. Das sind Muss-Kriterien, die eben festmachen, ob eine Produktion nachhaltig gelabelt werden kann, als grün zertifiziert werden kann oder nicht. Diese Kriterien muss man zu einem bestimmten Satz erfüllen.

Inka Kiwit: Und erfüllen wir diese Muss-Kriterien bei „Team Timster“?

Rafael Bies: Nein, wir erfüllen die leider nicht. Sonst hätten wir natürlich schon dieses Label, dass wir grün produzieren. Aber wir erfüllen einzelne Sachen und sind auch immer weiter daran, das auszubauen. Zum Beispiel haben wir unsere Lichttechnik im Studio auf LED umgestellt, wir versuchen ganz aktiv eine Mülltrennung umzusetzen, die ist mehrteilig also, sprich wir reden hier nicht nur von Plastikmüll und Papiermüll und Restmüll, sondern wir haben jetzt auch noch einen Biomüll, wir haben ein Make-up, was mikroplastikfrei ist, versucht zu organisieren, war ein längerer Prozess aber wir haben es geschafft. Wir sind sehr darauf bedacht, nicht geflogen wird bei unseren Produktionen. Das ist auch ein Mindeststandard, den es gibt, dass man zum Beispiel nicht fliegen darf, wenn eine Bahnfahrt unter fünf Stunden möglich ist und da muss ich wirklich sagen da sind wir extrem diszipliniert. Es gibt am Standort in Erfurt ein E-Auto, wenn wir quasi ein Dienstfahrzeug bräuchten für die Produktion zum Beispiel, um jetzt einen Gast vom Bahnhof abzuholen, dann haben wir uns einerseits darauf geeinigt, dass wir versuchen, dass der Gast entweder mit ÖPNV anreist, sprich, dass wir ihm gut erklären, wie kommt er jetzt vom Bahnhof zu uns? Oder aber, dass wir das E-Auto der anderen Redaktion mitnutzen können, um den Gast zum Beispiel abzuholen.

Inka Kiwit: Und wir achten auch darauf, dass in grün zertifizierten Hotels, Gäste sowie auch anreisende Redakteure und Redakteurinnen untergebracht sind und auch unsere Moderator*innen.

Rafael Bies: Richtig, ganz wichtiges Thema also da sind ein paar Punkte dabei, wo ich sage, das machen nicht nur wir, sondern das zahlt auf alle ein. Also zum Beispiel nutzen wir Ökostrom, das wird aber im ganzen MDR genutzt. Davon profitieren wir quasi, dass der MDR das einmal für alle festgelegt hat und wir profitieren davon. Aber zum Beispiel haben wir mit „Team Timster“ angestoßen, es gibt ein Muss-Kriterium, dass 50 Prozent der Übernachtungen in Hotels mit Umweltlabel stattfinden sollen. Und dann haben wir recherchiert und geguckt „Was gibt es denn da im Umkreis von uns für Hotels?“ Das waren tatsächlich nicht viele, haben dann eins gefunden und buchen eigentlich seitdem wirklich die ganze Mannschaft, die unterkommen muss. Das sind jetzt bei uns nicht viele, aber für andere KiKA-Produktionen sind das zum Teil wirklich viele, buchen wir in dieses Hotel ein, und wir merken, wir fragen trotzdem noch kontinuierlich auch andere Unterkünfte ab. Und wir merken, das wird ein Thema, wo wir vielleicht auch als großes Unternehmen in der Region, ich möchte nicht sagen einen Standard setzen konnten, aber dafür auch wieder hier dafür sensibilisieren konnten und wo andere jetzt nachziehen.

Inka Kiwit: Rafael, jetzt könnte man ja denken, in der Klimakrise gäbe es wichtigere Baustellen als grüne Produktion. Warum ist das trotzdem so ein wichtiges Thema für uns hier bei KiKA?

Rafael Bies: Das ist eine philosophische Frage, finde ich. Also Punkt eins: Wir sind Menschen, die auf einer Welt leben und egal, was wir machen, wir stoßen CO2 aus, und wir werden auf dieser Welt quasi umweltschädlich handeln. Und dass meine ich jetzt gar nicht im bösen Sinne, sondern wir verbrauchen halt Teile dieses Planeten. Und als Medienunternehmen verbraucht man teilweise vielleicht mehr als der normale Mensch. Man hat auch als Medienunternehmen wie der KiKA hat man eine Verantwortung für die Gesellschaft, und in dieser Verantwortung sind wir und müssen auch in dieser Verantwortung handeln, weil als KiKA produzieren wir für die nächste Generation an Menschen. Und wer, wenn nicht wir, könnten das gut vorleben, wie man einfach diese Klimakrise, ich möchte nicht sagen abwenden kann, weil ich gar nicht weiß, ob das noch geht, aber wie man sie abmildern kann.

Inka Kiwit: Ja, siehst du dich selbst in einer Art, wie soll ich sagen Vorbildfunktion bei uns also gibt es vielleicht irgendeine Geschichte, bei der dein Einsatz für mehr Nachhaltigkeit andere bei uns im Team inspiriert hat? Erinnerst du dich da an was?

Rafael Bies: Ich würde nicht sagen Vorbildfunktion. Vielleicht bin ich für eine einige so eine Nerv-Funktion.

Inka Kiwit: Das finde ich übrigens nicht.

Rafael Bies: Das schlechte Gewissen oder wie auch immer man das sagen soll. Also ich merke, dass meine Rolle glaube ich ist – und da habe ich Gottseidank in der Redaktion auch Leute, die das genauso sehen – unsere Aufgabe ist, dieses Thema immer wieder präsent zu machen und immer wieder zu sagen wo können wir Schrauben drehen? Wo können wir was ändern? Und ich mache jetzt mal ein ganz, ganz kleines Beispiel. Unsere Mülleimer im Büro haben zum Teil Plastikfolien drin, wo das Papier reingeschmissen wird. Und wir versuchen einfach genau solche Steps zu ändern und zu sagen „Okay, wo können wir optimieren? Können wir das rausnehmen? Können wir mit Menschen reden, warum diese Plastikfolie überhaupt da drin sein muss? Können wir vielleicht das Thema Klima/Nachhaltigkeit irgendwie auch im Programm auftauchen lassen? Was ist eigentlich, wenn jetzt eine neue Produktion an den Start geht? Können wir da von Beginn an mitdenken, wie wir das nachhaltiger produzieren oder nachhaltiger angehen und einfach immer wieder sensibilisieren?“ Ich glaube, das ist die Aufgabe von mir und auch anderen Menschen aus der Redaktion.

Inka Kiwit: Kleine Dinge, große Wirkung, finde ich.

Rafael Bies: Hoffentlich.

Inka Kiwit: Nachhaltigkeit bedeutet ja Veränderungen so, und jetzt ernähren wir uns alle vegan und laufen zur Arbeit bei KiKA. So ist es natürlich nicht. Aber vielleicht kannst du alle Zuhörerinnen mal kurz mitnehmen, wie wir uns in den Teams mit nachhaltigen Veränderungen auseinandergesetzt haben.

Rafael Bies: Also vorab. Natürlich heißt grün produzieren, nicht jeder muss Veganer werden, und jeder muss zu Fuß, zur Arbeit laufen. Das ist kompletter Quatsch. Ich glaube, da sind wir uns auch einig. Wir sind hier in einem Bereich, wo man aufpassen muss, wie sehr man in das Privatleben von Menschen eingreift. Und wir versuchen, uns darauf zu fokussieren „Wie können wir unser Arbeitsleben und unser ganzes Arbeitsumfeld nachhaltiger gestalten?“ Das ist der Fokus, den ich legen würde. Ich würde dir nicht sagen bitte ernähre dich nur vegan.

Inka Kiwit: Hast du bisher auch nicht.

Rafael Bies: Habe ich nicht, ja. Was uns aber wichtig war, wir wollten versuchen, eine Haltung für dieses Thema zu erarbeiten. Wir haben quasi auch mal eine CO2-Bilanz gemacht, haben uns zum Beispiel damit auseinandergesetzt, dass unsere Moderatorin relativ viel CO2 ausstößt, wenn sie mit dem Auto anreist, sie hat eine relativ lange Anreise zum Produktionsort und sie hat ein Vielfaches an CO2 ausgestoßen von dem, was ein Redakteur mit dem Zug verbraucht, obwohl der Redakteur dafür vier Tage mit dem Zug pendeln kann. Und das waren für uns so Aha-Effekte, wo wir gesagt haben „Hey, hier haben wir es schwarz auf weiß. Hier können wir auch daran arbeiten, wie geht das besser?“ Und dann sind wir ins Gespräch gekommen, miteinander als Team, was ich total toll fand und haben gesagt „Können wir irgendetwas verändern?“ Und dann war die Bereitschaft, auch da, eben was zu ändern, Soraya, unsere Moderatorin versucht, ÖPNV jetzt stärker zu nehmen für die Anreise. Unsere Moderatoren generell haben gesagt wir wollen unsere Klamotten für die Sendung nicht mehr Fast-Fashion Style mäßig kaufen, sondern wir versuchen, das einerseits von nachhaltigen Labels zu kaufen oder auch Dinge einfach wirklich häufiger zu verwenden, als es vielleicht für das Fernsehbusiness auch üblich ist.

Inka Kiwit: Ich erinnere mich auch daran, du hast nicht nur von den Moderatoren und Moderatorinnen die Infos abgefragt, sondern auch bei uns Redakteuren und Redakteurinnen und wir sollten auch quasi unsere Wegstrecken, dir mitteilen und sind dann in den Austausch gegangen. Wir haben uns aber auch im Team zum Beispiel darüber verständigt, wenn wir mal ein Catering bestellen. Auch da haben wir gesagt eher vegetarisch und lokale und regionale Produkte.

Rafael Bies: Richtig, es gibt Produktionstage, wo einfach ein Catering bestellt werden müsste. Das trifft bei „Team Timster“ er seltener zu. Aber wenn das der Fall ist, dann versuchen wir, vegetarisch zu bestellen, beziehungsweise würde ich eher den Fokus legen auf kann das, was bestellt werden wird, kann das aus einem regionalen Angebot stammen, aus einer ökologischen Produktion. Ich finde diesen Scheideweg zwischen isst du Fleisch oder isst du kein Fleisch, ich weiß immer nicht, ob das das entscheidende Thema ist, sondern eher, ob es darum geht: Woher kommt das alles? Und wie können wir auch die Ketten unterstützen, die dafür sorgen, dass das Ganze eben ökologischer angebaut wird, nachhaltiger angebaut wird? Und dann, ja, zahlt das eben auch so ein Catering ein. Vielleicht noch ein ganz klassischer Punkt für das Fernsehen, was man immer wieder verkennt. Im Fernsehen werden Ablaufpläne gedruckt, ohne Ende.

Inka Kiwit: Habe ich vorhin schon gesagt, ja.

Rafael Bies: Damit der Regisseur und die Mannschaft auch wissen, was wird denn jetzt hintereinander gemacht und so. Da haben wir uns auch total eingeschränkt, finde ich. Wir haben als Team versucht, etwas ganz Simples, aber wir drucken doppelseitig. Wir drucken nicht immer bunt, wir drucken weniger, weil nicht jeder einen Ablaufplan braucht.

Inka Kiwit: Haben wir auch. Das stimmt also. Als ich neulich produziert habe, hatte ich tatsächlich auch einmal zu wenig Ablaufpläne und zu wenig Drehbücher, weil ich zu wenig ausgedruckt habe. 

Rafael Bies: Da ist die Welt untergegangen.

Inka Kiwit: Nein, überhaupt nicht. Das war überhaupt kein Problem. Und auf einmal, es war sogar sehr schön zu sehen, dass alle Kollegen und Kolleginnen dann vielleicht auch mal gemeinsam auf einen Plan geguckt haben. Ganz ohne geht es noch nicht. Aber ja, das war bei uns neulich am Set genauso. Und ich finde auch, das ist zwar wirklich auch wieder nur ein ganz kleiner Beitrag aber wir achten auf nachhaltige Requisiten. Der Stifthalter im Bild zum Beispiel, der wird dann auch mal als Vase oder als Keksdose benutzt und wird nicht immer noch mal neu bestellt und neu eingekauft. Also ich finde das sind minimale Sachen aber immerhin.

Rafael Bies: Und auch ein wichtiges Thema ist das Thema Merchandise. Da bin ich mit Steffi, meiner Formatleiterin, immer wieder im Austausch, dass wir sagen, es wäre doch cool, wenn man mal auf eine Messe geht, kann man nicht den Kindern irgendetwas mitgeben. Und dann gucken wir uns im nächsten Moment an und sagen Nein. Merchandise ist im Prinzip Müll, den wir nicht rausgeben wollen. Also bitte nicht falsch verstehen, Merchandise, das ist natürlich nicht nur Müll. Aber brauchen wir es wirklich? Oder können wir uns andere Sachen ausdenken? Und natürlich ist das was, wo man, wo wir uns zwar vielleicht angucken und sagen oh Gott, ist es simpel, damit werden wir die Welt nicht retten. Nein, wir werden die Welt damit nicht retten, bin ich fest davon überzeugt. Aber wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass es besser wird.

Inka Kiwit: Ja, das stimmt. Und kannst du mal aufzählen, was wir im Großen und Ganzen im Sender schon erreicht haben im Sinne der Nachhaltigkeit?

Rafael Bies: Ich hatte ja erzählt, wir haben die AG Nachhaltigkeit, die seit 2019 zusammensitzt und quasi versucht „Wie können wir KiKA nachhaltiger aufstellen?“ Und da sind tatsächlich Impulse gekommen, wo ich sage, cool, da hat sich etwas verändert. Also zum Beispiel in der Kantine gibt es keine Einwegbecher mehr. Im Gegenteil, der gibt es jetzt so Rebowls so Mehrweg-Tassen, die eingeführt wurden, und auch verschiedene Milchalternativen, also es gibt nicht nur Kuhmilch, sondern es gibt auch noch andere Milch. Eine Kollegin aus der AG hat das Gespräch gesucht mit dem Koch in der Kantine und hat gesagt „Hey, lass doch mal auf den Tisch packen, wieviel vegetarische Essen könntest du rein theoretisch pro Woche machen?“ Dann gibt es da bei dem Gastro-Anbieter gibt es quasi einen bestimmten Satz an vegetarischen Essen, und man hat sich darauf geeinigt, dass man diesen Satz komplett ausreizt und sagt okay, wir machen fünf vegetarische Essen die Woche. Ich weiß nicht, ob das immer noch der Schlüssel ist. Aber damals war das so. Wir haben erreicht, oder die AG hat erreicht, dass es ein Blühstreifen auf der großen Wiese gibt, der vor dem Funkhaus ist. Wir haben erreicht, dass Papier im Haus, dass versucht wird, das Papier am Haus zentral zu bestellen, damit eben nicht jede Redaktion neu gucken kann „Oh hat jetzt dieses Papier das und das Label oder hat es das nicht?“ Sondern das wird einmal zentral für alle bestellt, damit kann man das auch ein Stück weit besser steuern. Und es ist Recyclingpapier. Und das gilt übrigens auch für andere Orte im Haus. Also ich sage nur die Toilette. Auch da wird Recyclingpapier eingesetzt. Und das finde ich total cool an diesem Prozess, dass wir da so in Absprache mit dem Gebäudemanagement sind und eben sagen wir können Impulse setzen. Das Haus, die Belegschaft kann Impulse setzen, geht ins Gespräch miteinander und versucht, Dinge zu optimieren.

Inka Kiwit: Wie bewertest du denn unsere Errungenschaften bisher im Bereich Nachhaltigkeit im Sender? Reicht dir das?

Rafael Bies: Mir reicht es nicht, um ehrlich zu sein. Wir produzieren für eine Zielgruppe, die viel, viel, viel, viel klimabewusster aufwächst, als wir es taten und tun. Und wir haben die große Chance, jetzt hier zu sagen wir stehen an eurer Seite und unterstützen euch mit allem, was wir machen.

Inka Kiwit: Wenn du jetzt ein Wunsch formulieren würdest, wie mit dem Thema Nachhaltigkeit umgegangen wird in Zukunft bei uns im Sender. Wie würdest du diesen Wunsch formulieren oder wie formulierst du ihn jetzt?

Rafael Bies: Ich würde mir wünschen, dass wir als Unternehmen in erster Linie sagen „Yes, wir machen das.“ Wir machen das mit aller Konsequenz, die dieses Thema braucht und mit sich führt. Das heißt, wir installieren ein Green Consultant, der beauftragt wird, jegliche Produktionen, die für KiKA stattfindet, auf den Tisch zu holen, zu prüfen. Was kann man hier ändern, damit das nachhaltiger wird? Das ganze Produkt. Ich rede jetzt persönlich nicht davon, dass mein Traum ist, dass jede KiKA-Produktion am Ende ein grünes Label hat und zertifiziert ist, weil es ist ein Label. Mir geht es darum, dass wir eine Haltung entwickeln als AG, als Unternehmen, als Redaktion. Und des gibt es auch bereits. Das muss man auch sagen. Es gibt Redaktionen im Haus, die schon wirklich diese Haltung für sich erarbeitet haben. Und da kommen wir wieder zu meinem Staffelstab am Anfang und dem Commitment von allen. Ich glaube, wir können dafür sorgen, dass wir unsere Hausaufgaben machen und unseren Teil dazu beitragen. Das wäre mein, ja, mein Wunsch den ich hätte, dass wir eben genau diese Hausaufgaben machen und tun, was wir tun können.

Inka Kiwit: Sagt Rafael Bies, Redakteur beim Medienformat „Team Timster“ und sehr wertgeschätzter Kollege, der sich mit dem Thema Nachhaltigkeit bei KiKA auseinandersetzt. Vielen lieben Dank für das Werkstattgespräch Rafael

Rafael Bies: Danke, Inka.

Inka Kiwit: Um dieses Werkstattgespräch noch einmal kurz zusammenzufassen. Ökologische Nachhaltigkeit beginnt im Kleinen wie im Großen. Und dabei spielen alle von uns bei KiKA eine wichtige Rolle. Mitmachen und Bewusstsein schaffen, voneinander lernen, im Dialog sein, ob jetzt mit dem MDR als Federführer, aber auch mit unserem Produktionspartnern und Partnerinnen. Genau daran arbeiten wir, um uns immer wieder zu verbessern. Und ich würde gerne mit Rafaels Wortlaut enden: „Als Medium für Kinder tragen wir eine besondere Verantwortung nicht nur für die jüngsten Zuschauenden, sondern auch für die Generationen, die noch folgen werden.“ Das ist, glaube ich, in diesem „Triff KiKA Werkstattgespräch“ klar geworden.

Und ich freue mich schon auf die nächste Folge, die sie natürlich auch wieder in der ARD Audiothek und überall dort, wo es Podcasts gibt, hören werden.

Haben Sie Fragen? Haben Sie Feedback oder Anmerkungen an uns? Dann schreiben Sie uns gerne direkt unter diesen Podcast oder auch eine Nachricht über den Kontakt-Button auf unserem KiKA Kommunikationsportal. Dort gibt es übrigens auch die Transkripte zu unseren Folgen, zum Download unter kommunikation.kika.de. Also machen Sie es gut und bis zum nächsten Mal.