KiKA-Redakteurin Steffi Warnatzsch-Abra über die Formatentwicklung

Warum wurde ein Comedy-Format für dieses Thema gewählt?

„Comedy und Anti-Rassismus schien auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen. Den Alltag von Kindern mit Migrationsgeschichte und deren Rassismus-Erfahrungen spiegeln geht auf verschiedene Weise: Reportage, Dokumentation und Comedy. Mit den komischen Mitteln der Sketch-Comedy geht es uns um das Sichtbarmachen und Begreifen von Rassismus. Ohne Grenzen zu überschreiten, zeigen wir gängige Formen des Alltagsrassismus und verspotten rassistisch handelnde Erwachsene. Durch teilweise subtilen Humor oder Überhöhung ins Phantastische können wir vielschichtiger an das Thema herangehen. Kinder mit Migrationsgeschichte erfahren durch diese Art der Erzählweise Wertschätzung.“

Was ist das Ziel eines antirassistischen Formats im Genre Comedy?

„Allen unseren Zuschauerinnen und Zuschauern wollen wir zunächst Freude bereiten, sie zum Lachen bringen, egal ob weiße Kinder oder Kinder of Color. ‚Moooment!‘ will aber auch Wissen vermitteln: Was ist Rassismus, woher kommen Vorurteile, was ist Othering, was sind Mikroaggressionen etc. Vor allem wollen wir Kinder mit Migrationsgeschichte und verschiedenen kulturellen Hintergründen durch Wertschätzung stärken, sie empowern. In unserer Sketch Comedy feiern wir die Vielfalt unserer Gesellschaft, wir zeigen, was gegen Rassismus getan werden kann und stärken die Kinder, die das tun!“

Für welches Alter wird das Format empfohlen?

Die Zielgruppe für das Format sind Zehn- bis 13-Jährige.

Wie sah der Entstehungsprozess aus? Wer hat das Projekt begleitet?

„Nach verschiedenen Workshops und Inputs rund um das Thema Diversität wurde uns klar, dass KiKA ein Angebot schaffen muss, in dem wir unsere diverse Gesellschaft feiern und zeigen, wie kann man sich gegen Rassismus wehren, was wir alle gegen Rassismus tun können. Das Ganze als Comedy anzugehen war von Anfang an unser Wunsch, vor allem um allen Kindern ein Angebot zu schaffen, worauf sie Lust haben und durch das es gelingt, ein so komplexes und bedrückendes Thema begreifbar zu machen. Eine breite Ausschreibung sollte uns zeigen, welche Produktionsfirmen haben Lust, eine solche Idee mit uns umzusetzen und bringen Expertise mit, die KiKA allein nicht abdecken kann. Kriterien für diese Auswahl waren: Vielfalt im Team, Comedy-Expertise, Kinder-Expertise. Tyron Ricketts (Panthertainment) hat uns bei diesem Prozess begleitet. Sein Blick als erfahrener Produzent und Netzwerker in Sachen Diversität im Film war uns wichtig und hilfreich bei der Beurteilung der eingereichten Konzepte. Ebenso hilfreich war die enge Begleitung durch das Team von Dr. Maya Götz (IZI).“

Wie haben die Forschungsergebnisse des Internationalen Zentralinstituts
für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) die Idee, Formatentwicklung, Drehbucharbeiten beeinflusst?

„Die begleitende Forschung durch das Team rund um Dr. Maya Götz war wichtig für die Arbeit an dem Format. Zusammen mit den Rassismus-Expertinnen Diana-Sandrine Kunis, Betiel Berhe und Prof. Dr. Susan Arndt haben wir die einzelnen Stufen der Entwicklung prüfen lassen: Ist die Art der Darstellung angemessen und richtig? Was lösen wir mit der Darstellung von Rassismus bei Kindern aus? Von Beginn an wurden Teile des Formats durch das IZI auch Kindern und Schulklassen in der anvisierten Zielgruppe gezeigt, um herauszufinden, ob unsere Botschaft ankommt, wird verstanden, was wir erzählen wollen und lachen die Kinder darüber. Diese enge Begleitung durch Rezeptionsforschung war wichtig, um sicherzugehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung des Themas?

„Uns war klar, dass wir die Geschichten um unsere sechs Protagonist*innen nur dann treffend schreiben können, wenn wir Autor*innen haben, die genau diese Erfahrungen gemacht haben und in das Projekt einbringen. Der Produktionsfirma Y Media um den Producer Christian Beumers ist es gelungen, ein sehr diverses Autor*innen-Team zu finden, welches im Writers-Room tolle Arbeit geleistet hat. Die Herausforderung beim Schreiben war es dann, Alltagsrassismus so darzustellen, dass er als solcher erkannt wird, bei betroffenen Kindern aber nicht erneut negative Erfahrungen auslöst. Auch hierbei haben uns Expert*innen unterstützt. Parallel zur Erstellung der Drehbücher war die nächste Herausforderung, geeignete Darsteller*innen zu finden. Y Media hat es geschafft, tolle Kinder zu finden, die trotz ihres jungen Alters diese Rollen zu diesem schwierigen Thema mit Begeisterung ausgefüllt haben.“

Ist das Format für den Einsatz an Schulen geeignet und gibt es Materialien für den Unterricht?

„Das Format ist unbedingt dazu geeignet, an Schulen das Thema Rassismus anzusprechen. Gerade durch das Genre Comedy sollte es Lehrenden leichter fallen, mit dieser Serie Rassismus aufzuzeigen und Wissen zu vermitteln, um antirassistisches Verhalten zu fördern.“