Digitale Bildung

Perspektiven auf digitale Bildung

Wie sollten Kinder künftig mit digitalen Medien für das Leben lernen und welche Rolle spielen dabei gesellschaftliche Initiativen?

Reinhard Koslitz
Hauptgeschäftsführer des Didacta Verbandes der Bildungswirtschaft

didacta

Wie sieht digitale Bildung für Kinder in den nächsten 25 Jahren aus?
Kinder wachsen mit digitalen Medien auf. YouTube, Minecraft und TikTok sind Teil ihres Alltages. Und doch bleiben ihnen Funktionsweisen und Nutzungsmöglichkeiten technischer Geräte oft verborgen. Kitas und Schulen sollen sie für die digitalisierte Gesellschaft fit machen und müssen sich zugleich selbst darauf vorbereiten. Denn, um Kinder zu kompetenten und reflektierten Nutzern digitaler Medien zu erziehen und um sie zu einem sicheren Umgang mit neuen Technologien zu befähigen, müssen viele Räder ineinandergreifen. Zwar hat sich die digitale IT-Infrastruktur in den letzten Jahren verbessert, doch für die Kinder entscheidender sind gute medienpädagogische Konzepte, die von qualifizierten Pädagoginnen und Pädagogen umgesetzt werden. Hierauf sollten sich alle Bildungsverantwortlichen konzentrieren, um Kindern den Weg in die digitale Zukunft zu ebnen.

Karsten Neumann
Leitung Projektbüro SCHAU HIN!

SCHAU HIN!

Wie können öffentlich-rechtliche Angebote im digitalen Raum Medienkompetenz bei Eltern und Kindern fördern?
Als gemeinsame Initiative von Das Erste und ZDF unterstützt „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“ seit 2003 Eltern dabei, ihre Kinder im Umgang mit Medien zu stärken. Wichtig ist, dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern und mit Freude die Medienwelt entdecken: Möglichkeiten eröffnen und Risiken bannen. So können Kinder einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien lernen, ohne sich darin zu verlieren.

Anke Meinders
Geschäftsführerin fragFINN e.V.

fragFINN

Warum braucht es auch 2022 noch eine eigene Kindersuchmaschine?
Im Internet können Kinder ein vielfältiges Angebot an Lern- und Unterhaltungsangeboten finden. Allerdings ist das Internet in erster Linie ein Medium von Erwachsenen für Erwachsene. Dies gilt auch für die gängigen Suchmaschinen. Kinder finden mit ihnen nicht so leicht sichere und kindgerechte Websites. Kindersuchmaschinen orientieren sich an den Bedürfnissen und Interessen von Kindern. Alle Websites, die über die Kindersuchmaschine fragFINN.de gefunden werden, wurden von Medienpädagog*innen nach bestimmten Kriterien geprüft, sodass sie für Kinder von sechs bis zwölf Jahren unbedenklich sind. Somit bieten Kindersuchmaschinen als Startseiten Schutz für Kinder.
Mit Kindersuchmaschinen können Kinder ihre Kinderrechte wahrnehmen. Somit leisten Kindersuchmaschinen einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Kinderrechte in der digitalen Welt. Denn hier können Kinder ihre Rechte auf Information, Spiel, Spaß und Teilhabe wahrnehmen.
Kindersuchmaschinen machen Kinderseiten gut au!indbar und für die junge Zielgruppe sichtbar und leisten somit einen elementaren Beitrag zum positiven Jugendmedienschutz. Kinder finden hier spezielle Kinderseiten oder allgemeine Webseiten, die Inhalte aus der Lebenswelt der Kinder aufgreifen und unbedenklich sind. Kinder zu schützen, bedeutet sie zu befähigen, zu selbstbestimmten und kompetenten Produzent*innen im Netz zu werden. Mit der Nutzung von Kindersuchmaschinen erwer ben Kinder Recherche-, Informations- und Medienkompetenz. So lernen sie den Umgang mit Suchmaschinen, im Internet nach geeigneten Websites mit Informationen zu suchen sowie Informationen richtig einzuordnen, weiterzuverarbeiten und zu verwerten. Außerdem werden sie befähigt, mit dem Medium Internet kompetent umzugehen, um die Potentiale von Onlineangeboten für sich zu nutzen und gleichzeitig die Risiken einzuschätzen. Schließlich ist nur mit diesen digitalen Kompetenzen eine zeitgemäße Demokratiebildung möglich.

Isabella Schmid
Leiterin der Medienkompetenzprojekte im BR und Mitglied im Vorstand der Stiftung Zuhören

so geht MEDIEN

Schule & Medienkompetenz – was brauchen Lehrkräfte für den Unterricht?
Die Medienwelt von Kindern und Jugendlichen ist zunehmend vernetzt und vielschichtig. Zwar sind die „Digital Natives“ in Sachen Technikkompetenz ihren Eltern und Lehrkräften oft überlegen. Doch es fehlt vielen von ihnen an Wissen um den reflektierten Umgang mit dem Internet und den sozialen Netzwerken. Sich sicher in der digitalen Welt zu bewegen und auch deren Chancen zu nutzen, ist eine Kernkompetenz unserer Zeit. Medienkompetenz zu vermitteln gehört zum Auftrag der öffentlichrechtlichen Sender. Die Medienkompetenzprojekte des Bayerischen Rundfunks erreichen jedes Jahr rund 20.000 Schüler und Schülerinnen in Bayern. Zum Beispiel mit den „Schülermedientagen“, die rund um den Tag der Pressefreiheit im Mai stattfinden. In unserem Projekt „Young Reporter“ geben wir Jugendlichen eine Stimme. Wir berichten nicht über sie, sondern helfen ihnen, mit unserer professionellen Unterstützung ihre Themen umzusetzen. Am ARD-Jugendmedientag nehmen alle Landesrundfunkanstalten teil. In rund 150 Online-Workshops erklären wir, wie Fake News zu entlarven sind, reden über Pressefreiheit, schalten zu den Auslandskorrespondent*innen und erklären, wie wir zu unseren Nachrichten kommen. Ergänzend dazu können auch wieder viele Jugendliche die Sender besuchen und in direkten Austausch treten.
In allen Projekten gibt es viel praktische Medienarbeit, denn wir sind überzeugt: Am besten lernt man durch „selber machen“. In unserem Online-Angebot „so geht MEDIEN“ findet man Videos zu Themen wie „Extremismus im Netz erkennen“, die „Rolle der Influencer“ und Informationen zum dualen Rundfunksystem. Dazu gibt es ein umfangreiches Begleitmaterial für Lehrkräfte. Denn sie sind es, die sich auch mit dem Medienkonsum und den Mediengewohnheiten der Kinder und Jugendlichen auseinandersetzen müssen. In unserem Programm „BR macht Schule“ finden sie daher nicht nur zahlreiche Lehrerfortbildungen, sondern auch die Möglichkeit, Journalisten per Webtalk ins Klassenzimmer einzuladen.

Eva Wingerter-Knoke
Programmleitung Deutscher Kita-Preis

Deutscher Kita-Preis

Welche Rolle sollte frühe digitale Bildung in Kitas und bei lokalen Bündnissen spielen?
Die Digitalisierung ist für unsere Kinder von Anfang an Lebensrealität – schon über ihre Eltern, deren Alltag digital geprägt ist. Digitale Medien werden heute vielfach schon in Kitas mit den Kindern thematisiert und eingesetzt. Und das ist gut so. Wichtig ist dabei eine für das jeweilige Alter angepasste Medienbildung. Hierfür finden wir im Rahmen des Deutschen Kita-Preises viele innovative und gute Beispiele, die zeigen, wie ganz spielerisch erste Lernerfahrungen ermöglicht werden können. Die pädagogischen Fachkräfte sind dabei, wie generell bei Lernprozessen, ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Dr. Michael Schlienz
Geschäftsführer Ernst Klett Verlag

Ernst Klett Verlag

Schule und digitale Bildung – geht das zusammen?
Mit dem Eintritt in die Schule beginnt für Kinder und Jugendliche eine Entwicklungsphase, in der es um den Wissenserwerb in einer digital geprägten Lebenswelt geht. Der schulischen Bildung stehen dafür verschiedene didaktische Lernkonzepte und Medien zur Verfügung, die für einen methodisch abwechslungsreichen Unterricht stehen. Ob Schulbücher, Projektarbeiten, Lernplattformen oder Lern-Apps: Sie alle geben Anregungen, unterstützen den Lernprozess und fördern die Entwicklung grundlegender (Medien-)Kompetenzen. Bildung ist der Schlüssel für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Gesellschaft. Digitale Bildung ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Sie beginnt in der Schule beim informatorischen Denken und reicht bis zur kritischen Reflexion und Anwendung digitaler Werkzeuge im Alltag.

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