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Transkript zu Episode 1: "Vertrauen ist die neue Währung im Medienbereich"

Erfolgreich auf allen Plattformen ist KiKA heute schon. Wie will KiKA die Zukunft mitgestalten, um relevant für die Generation Alpha zu bleiben?

Prof. Dr. Karola Wille: Man bereitet sich aus so einem Podcast vor und stöbert mal. Und ich habe einen Satz gefunden vom Dalai Lama, der sagt: „Die Kinder von heute sind die Gesellschaft von morgen.“ Also vieles von dem, was wir anlegen, was im Kindesalter angelegt ist, spiegelt sich dann auch in der gesellschaftlichen Entwicklung.

[Intro] Generation Alpha - Der KiKA-Podcast

Daniel Fiene: Herzlich willkommen im neuen Jahr und zur ersten Episode von diesem neuen Podcast "Generation Alpha – Der KiKA-Podcast". Beides gehört auch zusammen. Denn in diesem Jahr feiert der KikA sein 25-jähriges Bestehen. Und keine Sorge, das wird jetzt keinen Geschichts-Podcast zum Jubiläum, wo wir in jeder Episode in ein Jahr eintauchen und es noch einmal Revue passieren lassen. Wir beschäftigen uns mit der Zukunft, mit die der Generation Alpha. Was erwartet die, die nach 2010 geboren werden? Was für eine Gesellschaft wünschen wir den Kindern, in der sie dann in 25 Jahren leben? Was können wir heute tun, damit sich das auch erfüllt?  In dieser Episode darf ich Sie auf diese Reise mit einladen. Mein Name ist Daniel Fiene. Vielleicht kennen Sie mich vom Medien-Podcast „wasmitmedien“. Unser Thema heute dreht sich auch ganz konkret um Medien. Um Kindermedien. 25 Jahre KiKA. Was bleibt vom Gründungsgedanken? Was ist in die Zukunft zu übertragen?

Daniel Fiene: Damit wir diese Frage beantworten können, interessiert ich mich besonders für die Gedanken der Lenkerinnen und Lenker vom KiKA. Das ist ja ein Gemeinschaftsprogramm von ARD und ZDF. Professor Dr. Karola Wille ist Intendantin des MDR und hat uns Ihre persönliche Vision mitgebracht, was sie sich für Kinder, Kika und Kindermedien in 25 Jahren wünscht.

Prof. Dr. Karola Wille: Ich finde das sehr, eine unheimlich wichtige Frage. Es bleibt dabei. Und das egal ob heute Morgen oder gestern, dass Kinder ja unser größtes Glück sind und auch ein Stück immer unsere Zukunft. Und deswegen ist es spannend, darüber nachzudenken: Was wünscht man sich denn? Vor allem was sieht man denn, was sich so entwickelt? Und ich glaube so die großen Trends sind bekannt. Dazu gehören die Digitalisierung, das Künstliche Intelligenz immer eine größere Rolle spielt. Dass die Gesellschaft sich verändert, dass sie heterogener wird? Und das ist natürlich in all den Veränderungen das Mediennutzungsverhalten von Kindern auch ein anderes sein wird. Es gehört dazu. Und die jüngste Untersuchung, da habe ich gelesen - Kleinkinder, die ganz kleinen von zwei bis fünf. Da war ich relativ überrascht, weil man da hinschaut. Da komme ich gleich zu meiner Vision für die Zukunft. Es ist jedenfalls auffällig, dass bei Zwei- bis Fünfjährigen schon die Hälfte in der Woche Streamingdienste nutzt. Die Hälfte der Zwei- bis Fünfjährigen ist unterwegs mit Streamingdiensten - mit kostenpflichtigen Angeboten wie beispielsweise Netflix. Und die Hälfte schaut aber auch noch fern. Und 55 der Erwachsenen meinen das Tablet durchaus geeignet ist, dass man sich an die Mediennutzung gewöhnt. Für zwei bis Fünfjährige. Und deswegen ja, was wünsche ich mir? Dass es auch in Zukunft, also für Kinder, immer kindgerechte Inhalte gibt mit den Dingen, die für Kinder in dieser veränderten Welt wichtig sind. Dass Wissen so vermittelt wird, wie es in einer sich verändernden Gesellschaft notwendig ist. Dass sie das Zusammenleben miteinander lernen, das Werte mit vermittelt werden in diesem Angebot. Und das sozusagen tatsächlich auch man dort ist. Und das wird so sein. Die Kinder werden in einem großen Netzwerk unterwegs sein von Inhalten und dass da immer gute Inhalte für die Kinder zu finden sind. Dass man sie findet und das für alle Kinder. Egal, ob aus welchem Haushalt man kommt, dass tatsächlich alle Kinder chancengleichen Zugang zu guten Kinderinhalte haben.

Daniel Fiene: Auch Dr. Thomas Bellut, Intendant des ZDF, teilt mit uns seine Vision.

Dr. Thomas Bellut: Na, die Vison finde ich es wie beim Erwachsenenfernsehen eigentlich die gleiche: dass es immer wieder neue, starke Marken gibt, auch beim Kika, die einfach den Geschmack der jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauer ganz genau treffen. Die dann tatsächlich eine starke Marke werden, auf welchem Ausspielweg auch immer das gesehen wird. Ich würde mich auch sehr freuen, wenn der Fernseher auch für die jüngeren nach wie vor das bevorzugte Ausspielmedium wäre. Denn ich glaube, Fernsehen ist eben auf einem großen Bildschirm immer noch das tollste, bin da auch zuversichtlich. Auch Umfragen, die wir ja mit der ARD zusammen immer wieder machen über das Zuschauerverhalten, deuten darauf hin, so viel wird sich da nicht ändern. Natürlich die mobile Nutzung, das ist ein Sonderweg mit extremen Steigerungsraten. Das ist klar. Aber ich glaube, der Inhalt ist über die letzten 40 Jahre, seit ich in dem Geschäft bin, im Kern sehr stabil geblieben. Man muss es immer neu interpretieren. Und das ist die große Kunst.

Daniel Fiene: Das Bild komplett macht jetzt Dr. Astrid Plenk. Sie ist Programmgeschäftsführerin des KiKA.

Dr. Astrid Plenk: Letztendlich kann ich mich da sehr klar anschließen. Die Inhalte auf der einen Seite, die weiterhin Qualitätsangebote sein müssen. Und auf der anderen Seite natürlich auch die Digitalisierung, die Mediennutzung, die sich verändert. Aber auch die unterschiedlichen Ausspielwege. Auch das lineare ist eine starke Plattform, um das digitale zu pushen und umgedreht. Aber ich glaube, ganz wichtig wäre mir das eben in der Gesellschaft Platz und Raum für die Kinderthemen und für Kinder gegeben ist. Und das hat ja der Kinderkanal, durch seine Gründung von ARD und ZDF, eigentlich immer sehr gut bewiesen. Dass man den Kindern wirklich hier Raum gibt, mit Inhalten, mit über durch KiKA erreichbar zu sein. Da ist die Partizipation natürlich ein großes Themenfeld, was sich natürlich auch gerade durch die Digitalisierung noch mal neu eröffnet. Weil man die Inhalte hier auch noch mal anders erzählen kann. Weil man sie anreichern kann. Und die Generation Alpha ist ja auch dadurch geprägt, dass sie sehr stark vernetzt aufwächst. Auditiv und auch visuell aufwächst. Und ich glaube da kann der Kinderkanal auch weiterhin seiner Rolle und sehr gut gerecht werden. Den Kindern in der Gesellschaft einfach Partner zu sein. Denn dem eben auch Meinungen, Einstellungen dieser Zielgruppe gehört werden. Einfluss nehmen im Programm. Und da ist auch die Nutzer*innenperspektive glaube ich, ein sehr entscheidendes Momentum. Dass man eben Inhalte, wie man sie macht und wo man sie auch ausspielt, immer sehr stark aus der Nutzerperspektive auch entwickelt. Und nicht aus, sondern auch mit ihnen gemeinsam.

Daniel Fiene: Ja, jetzt sagen sie vielleicht: ist ja total erwartbar, dass zu so einem wichtigen Jubiläum direkt zum Auftakt die Chef*innen der involvierten Institutionen zu Wort kommen. Aber wissen Sie was, ehrlich gesagt. Mir sind da gleich total viele Punkte aufgefallen, die ich mit den Dreien diskutieren möchte. Nicht nur, was tatsächlich heute vom KiKA Gründungsgedanken übrig geblieben ist, sondern auch, was weitergetragen werden muss, damit sich diese Wünsche erfüllen. Wir haben uns deswegen zum Podcast Gespräch getroffen. Und da ist mir aufgefallen - spannender als der Titel auf öffentlichen Visitenkarten ist die jeweilige Vita der Gäste. Seit Jahrzehnten sind sie in den Medien unterwegs und sie werden im Laufe der Diskussion hören, wieviel Gedanken sie sich über Jahrzehnte schon über die Wirkung von Medien gemacht haben. Aber tauchen wir mal ein.

Daniel Fiene: Herzlich willkommen hier in unserem virtuellen Podcast-Studio. Schön, dass Sie dabei sind.

Dr. Thomas Bellut: Gerne, Hallo.

Prof. Dr. Karola Wille: Hallo auch von mir.

Daniel Fiene: Es ist ja schade fast habe ich mir im Vorfeld überlegt, dass das hier ein akustisches Medium ist. Weil jetzt, hätten wir mal die Chance, auch tatsächlich so in ihre Arbeitsstätte mit reinzuschauen. Hab mich schon immer mal gefragt wie sieht es eigentlich in Chef/Chefinnnen beziehungsweise Intendant/Intendantinnen Büros aus. Herr Bellut, bei Ihnen hätte ich jetzt das „Wetten, dass“ – Sofa noch erwartet. Dass das da zwischen geparkt wird?

Dr. Thomas Bellut: Ja, das ist gefährlich. Man darf eine Sendung nicht mehr fortsetzen. Was macht man mit dem Sofa? Das ist nur noch historisch. Nein, die Büros werden weit überschätzt. Ich glaube, Karola Wille wird das bestätigen. Es ist etwas größer als früher, aber es macht auch einsamer.

Prof. Dr. Karola Wille: Na, ich sitze ja auf dem ehemaligen Schlachthofgelände der Stadt Leipzig. Mit anderer Nutzung, mit anderem Verwendungszweck und hab hier alle Standorte des MDR, Frau Plenk kann das bestätigen, alle Standorte des MDR an der Wand hängen. Und insofern ist der MDR hier eins.

Daniel Fiene: Frau Plenk: Was hätten Sie denn vielleicht aus dem heutigen Kinderprogramm schon gerne in ihrer Kindheit gehabt?

Dr. Astrid Plenk: Es gab ganz viele tolle Kinderprogramme, erstmal schon auch zu meiner Kindheit. Und ich hatte das Glück, sowohl Kinderprogramm aus den westdeutschen Redaktionen als auch aus dem Fernsehen der DDR Redaktion zu schauen. Und das war beides sehr, sehr toll. Ich habe viel in Erinnerung, aber was ich mir gewünscht hätte, wie er so eine Serie wie „Schloss Einstein“. Also dass man einfach wirklich wöchentlich, so ist Einstein ja gestartet, aktuell ein fiktionales Format schauen kann, analog Lindenstraße für Kinder. Das hätte ich mir gut vorstellen können, weil man einfach dann mit den Charakteren ganz anders mit geht, aufwächst und viele Themen, die man selbst täglich irgendwie als Kind erlebt, auch noch mal gespiegelt bekommt mit Anregungen. Das wäre so einen Wunsch gewesen, so im Nachgang. Aber eigentlich war das Programm, was geboten wurde, für Kinder schon immer ziemlich gut von öffentlich-rechtlicher Seite.

Daniel Fiene: Herr Bellut, wie ist es bei Ihnen?

Dr. Thomas Bellut: Naja. Früher gab es zum Beispiel nicht diese Nachwuchs Gesangsshows. Nicht, dass ich da jemals eine Chance gehabt hätte. Das würde ich mal sagen. Aber das, wer etwas fröhlicher gewesen. Und das zweite wäre - ich habe mich immer für Nachrichten interessiert, auch schon in jungen Jahren. So eine Kindernachrichtensendung wie „Logo!“ hätte mir sehr gut gefallen.

Daniel Fiene: Frau Wille, haben Sie da auch so einen Favoriten?

Prof. Dr. Karola Wille: Also ich oute mich erst einmal als absoluter Fan vom Sandmännchen. Bin ja mit Sandmännchen groß geworden. Freue mich, dass es ihn immer noch gibt, was ich toll finde. Beim KiKA beispielsweise „Die beste Klasse Deutschlands“. Das hätte schon gut gefunden. Also wenn ich in meiner Klasse mich hätte mitbewerben können. Das wäre ein tolles Format gewesen, was ich mir früher schon gewünscht hätte.

Daniel Fiene: Ich finde das sehr interessant, wenn ich ihren Statements gelauscht habe. Denn ich habe so für mich persönlich, so die Zukunft von Kindermedien, auch tatsächlich in drei Bereiche eingeteilt. Nämlich einmal die gesellschaftlichen Aspekte, die damit reinspielen. Dann die Aspekte, die die Zielgruppe, die Generation Alpha, selbst mit einbringt, beispielsweise durch die Mediennutzung. Und dann natürlich auch die technologische Weiterentwicklung. Lassen Sie uns da total gerne gleich mal genauer einsteigen. Als vor 25 Jahren dann der Startschuss für den KiKA war, wurde da schon damals die richtige Grundlage gelegt für das, was KiKA heute aus macht? Denn vor 25 Jahren, glaube ich, konnte man die heutige Medienrealität hier noch gar nicht antizipieren.

Prof. Dr. Karola Wille: Ich war dabei als wir diese Verwaltungsvereinbarung für den KiKA gestaltet haben. Und damals war klar, deswegen würde ich Ihre Frage mit Ja und Nein beantworten, waren wir damals schon auf der Höhe der Zeit? Da sage ich ja, weil wir gesagt haben, wir wollen ein gewaltfreies, ein werbefreies Qualitätsmedium auf den Weg bringen. Und das war das Fernsehen. Und werbefreies, gewaltfreies Qualitätsmedium für Kinder - für jedes Kind in der Gesellschaft. Das gilt heute unverändert fort und ist sozusagen all das, was am Anfang unsere Idee war, die gilt heute ebenso. Und mindestens genauso relevant und wichtig. Aber natürlich hat damals keiner gedacht das wir bei YouTube unterwegs sein werden. Und das es einen KiKA-Player gibt. Und das wir eine App brauchen. Und das es das Kikaninchen irgendwann im Netz gibt. Das haben wir damals, als Gründungsmütter und -väter gemeinsam mit dem ZDF und mit Thomas Bellut, auf den Weg gemacht hat, natürlich keiner gesehen. Insofern ja, die Räume wo eben diese Inhalte stattfinden, haben sich erweitert mit neuen Möglichkeiten. Aber der Grundgedanke ist geblieben.

Dr. Thomas Bellut: Ja, vielleicht kann man noch ergänzen. Karola, das kann ich ja als einziger Wessi in der Runde unter uns drei Gästen sagen. Das war schon eine kühne Entscheidung zu sagen: wir machen das in Erfurt. Aber es hat wirklich verblüffend gut funktioniert. Eigentlich sehr schnell. Glaube, dass man das dort in Thüringen angesiedelt hat, hat sehr viel gebracht. Und man hatte einen großen Effekt, auch in den Köpfen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier in Mainz. Also ich finde, das ist auch ein Aspekt, den man jetzt gut 30 Jahren nach der friedlichen Revolution der Wiedervereinigung ins Spiel bringen kann. Und das ist gerade im Kinderprogramm dann keine Ossis und Wessis mehr gab war schon natürlich ein Riesenfortschritt. Wenn ich jemand frage: zahlen Sie gerne den Beitrag? Auch in der Politik. Dann kommt der KiKA ziemlich schnell in der Aufzählung, weil es ist einfach eine Qualität. Wenn man weiß die Kinder sind vor einem Programm gut aufgehoben, das nicht Gewalt verherrlicht und das nicht durch und durch durchkommerzialisiert ist. Gerade jetzt wird es ja immer stärker. Nichts wird ohne Absicht gemacht. Die Nutzerdaten werden fast überall erfasst, auf den Plattformen. Und da ist das KiKA eigentlich ein stabiles Gegenprogramm. Und diese Frage muss auch in Zukunft knallhart beantwortet werden können. Nein, da machen wir keine Kompromisse bei Gewalt und Kommerz.

Daniel Fiene: Sie haben es gerade schon angedeutet, dass sie sich wünschen das Kika auch weiterhin auf dem großen Bildschirm zu sehen ist. Auf dem Fernseher, auf dem Display. Wie auch immer wir das dann bezeichnen. Glauben Sie denn, dass es auch weiterhin ein lineares Programm geben wird?

Dr. Thomas Bellut: Vorhersagen über zehn Jahre sind sehr riskant in diesem Geschäft. Ich würde Frau Plenk einfach sagen ja, gibt’s noch. Was sagen Sie?

Dr. Astrid Plenk: 25 Jahre sind wirklich sehr weit nach vorne geblickt. Das muss man einfach sagen. Aber ich denke in unmittelbarer Zukunft, so wie es bei Ihnen ja auch schon angeklungen ist, wird es so sein, dass die lineare Säule und die non-lineare Säule sich wirklich brauchen um stark zu sein, um zu verbreiten. Und auch alle Kinder, die möglich sind, zu erreichen. Na dann, wenn man irgendetwas abkapt, dann hat man automatisch ja auch weniger Reichweite. Und man erreicht nicht die Kinder, die einen bestimmten Zugang haben. Und auch das ist ein wesentlicher Auftrag von uns. Die Distribution zu sichern und die Inhalte, die KiKA von ARD und ZDF in die breite auch so zu sichten, dass sie viele, viele Kinder erreicht, egal auf welchem Weg.

Prof. Dr. Karola Wille: Sie sehen das ja, dass diese großen Streaming-Anbieter dieser Welt ja durchaus auch teilweise auch auf lineare Angebote setzen. Also das was wahrscheinlich ist, ist diese gemischte Contentwelt. Bestimmte Teilelemente, auch linear, durchaus stattfinden, und großer Teil ist äußerlich selbstbestimmend und das aber auch auf großen Bildschirmen abrufbar. Also, sofern glaube ich, ist es die Gerätewelt, die Angebotswelt, so vielfältig, wie sie heute langsam sichtbar wird.

Daniel Fiene: In wenigen Minuten sind wir also vom KiKA Gründungsgedanken bei einer technisch möglichst offenen Zugangsmöglichkeit in der Medienzukunft der Generation Alpha gelandet. Neben diesen technischen Herausforderungen sollten wir aber auch auf eine gesellschaftliche schauen. Wir hatten schon zum Sendestart hat KiKA keinen Unterschied zwischen Ossi und Wessi Kinder gemacht. Aber was sind das für Herausforderungen, bei denen KiKA heute helfen kann, damit sie die Gesellschaft von morgen meistern kann? Thomas Bellut.

Dr. Thomas Bellut: Vertrauen wird wichtig, auch der junge Zuschauerinnen und Zuschauer, die man niemals unterschätzen darf. Weil die merken schon eine Menge auch, ja, was ihnen angeboten wird. Vertrauen ist, glaube ich, die neue Währung der nächsten Jahrzehnte. Das Publikum muss das Gefühl haben, es ist wird ehrlich behandelt. Die Informationen sind geprüft, es wird nicht einfach was dahingeredet, sondern man guckt ganz genau, was man anbietet als Inhalt.

Prof. Dr. Karola Wille: Ich bin völlig bei dir, was diese neue Währung im Medienbereich anbelangt. Vertrauen, Vertrauen und sicherlich auch bezogen auf die Politik, an das Thema. Also Medien und Politik, Vermittler von Dingen in der Gesellschaft. Ich glaube noch ein Thema, weil sich das ändern wird, wie Wissen vermittelt wird. Und was wichtig ist für Kinder, wenn sie Wissen sich aneignen. Ich glaube, das Erkennen von relevanten Dingen, natürliche wichtiger als sozusagen einfach eins zu eins lernen, sondern mit Wissen umgehen lernen. Die Kompetenz dazu sich aneignen. Und ich glaube, es wird auch wenn in der Zukunft noch wichtiger werden, das vorhandene Wissen zu nutzen, um zu lernen, wie man Probleme positiv nach vorn löst. Also Problemlösungskompetenz, heißt es ja immer so schön. Und ich glaube, dass es auch im Kinderbereich eine Rolle spielen wird. Der dritte Punkt was ich glaube, dass es auch noch an Bedeutung in der Zukunft gewinnen wird, dieses Zusammenleben gestalten, dieses Miteinander. Mehr respektvoll, lernenend, tolerierend, vertrauend, so bin ich bei dem was Thomas Bellut gesagt hat, umzugehen. Und diese Gemeinschaftsgedanken zu leben. Ich glaube das wird in den nächsten Jahren, wenn diese Gesellschaft heterogener sein wird, glaube ich auch noch im Kinderbereich sich widerspiegeln. Und hat natürlich um Anforderungen an die Formatwelt, die da entwickelt wird.

Daniel Fiene: Aber inwieweit können Kinder und vielleicht auch schon an der Gesellschaft mit partizipieren oder auch, damit sie es können? Was kann der KiKA dazu beitragen Frau Plenk?

Dr. Astrid Plenk: Also ich denke ein ganz wesentliches Element dafür ist erstmal, dass man eben auch Spaß und Freude hat mit den Angeboten, die KiKA hat. Also wenn man das nicht vermittelt in den Angeboten, dann kriegt man das Publikum oder Nutzerinnen und Nutzer eigentlich überhaupt nicht. Und ich glaube, das ist, wo wir ihn auch noch drin arbeiten, immer wieder. Das zeigen auch Studien, dass wir sehr stark im Business-Segment sind, dass wir sehr stark in Informationen, im Vertrauen sind. Aber wenn es um Spaß geht, da sind wir auch immer besser geworden über die Jahre. Aber es ist noch Luft nach oben. Und Luft nach oben kann man ja in manchen Positionen noch haben. Das ist ja auch wichtig hier, sich noch zu verbessern. Von der Idee Herausforderung ist, glaube ich, was ich meinen, dass man diese Sachen miteinander verknüpfen muss. Dass man sagen wird, wir wollen Themen erzielen, nicht immer die bequem sind, immer die nur schön sind. Aber man kann sie auch so aufbereiten und zugänglich machen und erzählen. Ein gewisses Spaßpotenzial, sage ich mal. Freude bei der Nutzung auch generiert. Und das finde ich einen wichtigen Punkt. Das gelingt uns auch immer besser, wenn man aktuelle Studien und Umfragen auch mit Kindern und auch Eltern. Eltern sind ja auch noch ein ganz wesentlicher Punkt für den Kinderkanal. Weil viele Zugänge, auch wenn Kinder immer freier digital agieren können und die Zugänge leichter werden, sind Eltern immer noch eine sehr wichtige Gruppe, um auch zu sagen: guck mal, hier ist was Spannendes. Hier was Interessantes. Und auch das Angebot mitzumischen. Und die jungen Eltern heutzutage sind ja ebenso sehr stark digital aufwachsen und zwischen Linear/Non-Linear eigentlich gar nicht mehr so den Unterschied machen, so wie wir es jetzt immer sagen, sondern für die geht das alles zusammen. Und das muss uns, glaube ich, auch gelingen, dass wir die unterschiedlichen Angebote - manchmal funktioniert ja linear etwas sehr gut und non-linear ja nicht und umgedreht - dass sie aber trotzdem miteinander vernetzt werden und verknüpft werden innerhalb des KiKAs, aber auch mit den Kinderangeboten von ARD und ZDF. Und da sind wir wieder bei dem Netzwerkgedanken, den Frau Wille gerade vorhin auch noch mal positioniert hat. Ich glaube, das ist das, wo es hinläuft, wo wir unsere Nutzerinnen und Nutzer, Zuschauer und Zuschauerinnen, egal welchen Alters wir im öffentlich-rechtlichen Segment vernetzen und da hat der KiKA eine wesentliche Aufgabe.

Daniel Fiene: Aber Frau Wille, sie mussten gerade beim Thema Unterhaltung ein bisschen schmunzeln. Ich glaube, das Thema Vermittlung von Werten hatten sich auch im Vorgespräch gesagt, dass ihnen das auch sehr wichtig ist. Beispielsweise wenn wir über die die Themenfelder Rollenbilder und Diversität dann auch nachdenken, gibt es da auch einen gewissen Spielraum, indem man sich da auch bewegen kann? Gibt es da Grenzen, die mitgedacht werden oder?

Prof. Dr. Karole Wille: Hm, ich glaube in der Tat, dass wir da mit dieser gesellschaftlichen Relevanz von Kindermedien an einem ganz entscheidenden Punkt sind. Wenn wir auch über das nachdenken, was die Inhalte der Zukunft sein müssen. Man bereitet sich auf so einem Podcast vor und stöbert mal, und ich habe einen Satz gefunden von Dalai Lama, der sagt: Die Kinder von heute sind die Gesellschaft von morgen. Also vieles von dem, was wir anlegen lässt, das sozusagen im Kindesalter angelegt ist, das spiegelt sich dann auch in der gesellschaftlichen Entwicklung der zukünftigen Jahrzehnte. Deswegen habe ich das betont, diese Werteorientierung, diese Achtung der Menschenwürde, diese Gleichheit, der Respekt, Respekt der Familie, das perfekt von unterschiedlichen Meinungen. Dazu gehört sicherlich auch, was uns ja im Moment in der jetzigen Situation noch beschäftigt. Wie gelingt es uns, eine Streitkultur, eine Diskurskultur?  Wie schaffe ich es, dass man unterschiedliche Meinungen haben kann. Aber wie tauscht man sich über diese unterschiedlichen Meinungen aus? Das wie. Wie löst man Probleme, die für alle relevant sind, die aber sozusagen hier mit unterschiedlichen Auffassungen angegangen werden? Und ich glaube, das ist ein Thema wo wir auch über die Formate nachdenken müssen. Wie wir eben genau dieses positive, nach vorn lösende, miteinander streiten. Aber im Sinne von wir suchen die beste Lösung. Und wir stehen nicht das Blöcke nebeneinander, dass das bei den Kindern dadurch schon beginnt. Also wie schafft man das zu respektieren, zu tolerieren, den Respekt von Rechten von Kindern? Da hat ja der KiKA auch heute schon sehr, sehr viel im Programm. Wer weiß und es passiert da gerade in dem Bereich eine Menge. Deswegen ist, glaube ich, ist das ein ganz wichtiger Punkt. Wenn wir über die Zukunft und über die Ausgestaltung und über diese Plattform- und Netzwerkgedanken hinweg, wenn wir über die Inhalte nachdenken.

Daniel Fiene: Also ein Stichwort fasziniert mich, wenn wir auf eine mögliche Mediennutzung der Generation Alpha schauen -  Hyperpersonalisierung. Also klar, Inhalte, zeitsouverän auf Abruf, daran haben wir uns jetzt in der digitalen Welt gewöhnt. Aber wenn Kinder jetzt mit Sprachassistenten und künstlicher Intelligenz aufwachsen, Algorithmen ständig Inhalte vorschlagen, dann läuft alles auf einen Trend zu Personalisierung. Und zwar vielleicht sogar in einer Form, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Wird das denn Medienkonsum der Generation Alpha prägen? Und was bedeutet das dann für Kindermedienangebote?

Dr. Thomas Bellut: Es wurde ja früher unterschieden zwischen ich lehne mich zurück, also Lean Backward oder Lean Forward, ich bin gespannt und will selbst Programm machen. Und wir tun die Generation, die jetzt wippt, weil sie ständig aktiv sein müssen, um ihr Programm zusammenzustellen. Meine These ist aber eine andere. Ich glaube, dass sie das tun werden. Zum Beispiel im Wissensbereich. Da kann man gezielt suchen, wofür man sich gerade interessiert. Kinder sind ja auch extrem angespannt und ihrer Schulsituation. Sie müssen ständig was erobern, auch an Wissen. Aber es wird auch diese Lagerfeuersehnsucht bleiben werden. Wir hatten kürzlich dieses Revival von „Wetten, dass“. Ich kann eigentlich Quoten sehr gut vorhersagen. Aber als sich die sah, war ich doch sprachlos. Eine Zeit lang. Also 14 Millionen für ein Nostalgieprogramm. Wenn man dann die Zahlen der Kinder sieht und der Jugendliche, das war extrem. Ja, die unter 50-Jährigen und die ganz Jungen, die waren im Marktanteil über 50 Prozent, das sind gigantische Zahlen. Was sagt das? Sowohl als auch. Und das macht Frau Plenks Job ja so spannend. Einerseits suchen sie, andererseits gibt schon die Sehnsucht, sich einfach mal hinzusetzen und dann so eine Gemeinschaft auszuleben. Die Macht an diese Gemeinschaft auch divers sein, zumal unspießig offen sein. Aber es ist etwas, was man so immer als Dorflinde bezeichnet. Und das gilt auch wenn ich das Kika-Programm richtig sehe. Auch dort nach wie vor mit der große Chance das doch unglaublich viele der Zielgruppe dann davorsitzen. Also wie das dann am Ende wirklich ausgeht. Ich weiß es nicht genau, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man die Zuschauerinnen und Zuschauer, die Jüngeren, unser Labor sozusagen für die Zukunft, dass sie wirklich nur ein Leben lang hin und her flitzen, um sich das Beste aus dem großen Kuchen raussuchen. Zweiter Punkt vielleicht noch: wir stellen in erster Linie deutsche Inhalte her. Es wird in Deutschland hergestellt für ein deutsches Publikum und glaube, das gibt uns auch nach wie vor für die nächsten Jahre einen klaren Vorteil. Ich habe keine große Angst vor der internationalen Plattform, die liefern nur bestimmte Segmente dieses überwiegenden Unterhaltungsbereichs. Und da haben wir durchaus sehr gute Chancen, weiterhin unser Publikum zu finden.

Prof. Dr. Karola Wille: Nun zeigt es auch und das, wie wichtig es ist, dass dieser Dreiklang des Auftrages bleibt für den Kinderkanal. Also, dass man ein Informieren, Wissen und Unterhaltung als Angebotssäulen braucht. Also weil man eben da so eine starke emotionale Bindung erzeugen kann. Gerade auch in der Mischung der Dinge. Wobei natürlich die Größenordnung von „Wetten, dass“, die war jetzt schon stark beeindruckend, auch für die ARD. Was da möglichst gewesen ist. Ob das wiederkommt, bin ich mal gespannt. Falls da eine Wiederholung kommt, ob das wieder so sein. Bin ich mal sehr gespannt. Aber das Problem bleibt ja trotzdem. Das Problem bleibt, weil also die Algorithmenwelt wird ja dazugehören. Und wie Algorithmen wirken können, dass man natürlich sehr auf seine individuellen Neigungen, Interessen also zugespitzte Inhalte bekommt. Also sehr zugespitzt. Das ist auch klar. Das ist immanent, diese Algorithmenwelt. Umso wichtiger sind für uns meines Erachtens zwei Dinge: zum einen, wenn wir selbst in diese Personalisierungswelt gehen. Und wir sind jetzt dabei, solche Personalisierungs-Empfehlungssysteme zu entwickeln, dass sie eben nur nicht nur allein auf das Nutzerinteresse ausschließlich ausgerichtet sein können. Sondern dass man immer den Vielfaltsgedanken mitdenken muss. Und dass es sozusagen so eine Art öffentlich-rechtliche Personalisierungswelt sein muss. Das ist, glaube ich, dass eine, was wichtig ist. Und zum anderen ich glaube, das sind wir ganz am Anfang ist zu lernen, die wirklich in einem Content-Netzwerk, was dem man Menschen zusammenführen kann, durch verlinken und vernetzen. Dass man sowie bei Funk man eben dann nicht vereinzelt isoliert nur unterwegs ist, sondern tatsächlich wieder zusammenfindet. Und das zu lernen, das ist, glaube ich, für Medienmacher und Macherinnen was Neues, was spannend ist. Das glaube ich, wird aber unweigerlich dazugehören,

Dr. Astrid Plenk: Ich glaub auch das Sehnsucht nach beidem da ist oder die Nutzungsszenarien in die Richtung gehen, sehr individualisiert zu sein. Wir sehen, dass Kinder ab zehn Jahren, wollen den Inhalt viel stärker individualisiert auch nutzen und bekommen. Da gibt es ja unter, muss ja nicht immer gleich personalisiert sein. Wir arbeiten im Moment mit Empfehlungen und solchen Themen, wo man auch den Datenschutz noch mal sehr klar. Und sicheren Raum auch den Kindern gibt, so wie es ja auch schon gesagt - werbefrei, gewaltfrei den Raum auch - dass man er sehr geschützt umgeht und nicht so viel Datenspuren hinterlässt. Gleichzeitig, aber auch natürlich die die Sehnsucht gemeinsam zu schauen. Auch sich auszutauschen. Das sieht man ja auch. Man möchte sich austauschen über Inhalte am Wochenende, am Samstag beim ARD-Zukunftsdialog, bei der Schlussveranstaltung, wo es ja wirklich auch um den Dialog mit Bürgerinnen und Bürger geht. Und da war genau diese Personalisierung ein großes Thema. Das man sich auf der einen Seite das sehr wünscht, dass man individueller, schneller, irgendwie auf Inhalte kommt, die einen erst mal per se interessieren. Aber auch verbunden mit ein bisschen Angst, dass eine einfach tolle Sache durch die Lappen gehen und dass man zu einseitig letztendlich mit Informationen oder Angeboten konfrontiert wird. Und das ist die große Herausforderung. Da so die Balance zu schaffen. Und man kann sie es einfach machen und sagen: wichtig ist, dass es gute Geschichten sind, die erzählt werden. Egal was ist, die Geschichte muss stimmen. Aber gute Geschichte auch als gute Geschichten zu erzählen, ist eben dann auch nach wie vor die Königsdisziplin und zieht sich überall durch. Und daran müssen wir weiterarbeiten und weiter so stark sein wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk das ist. Und da sind sie eben wieder bei der Qualität.

Daniel Fiene: Fangen wir mal mit dem Medienmacher*innen, die Sie gerade angesprochen haben, auch an. Wie können die heute eigentlich lernen, sich auf die Zukunft einzustellen? So also, da gibt es jetzt kein Weiterbildungsangebot, wo man das mal einfach schon vorwegnehmen kann. Das KiKA-Team wird dann natürlich wahrscheinlich auch schon von den Kindern selbst wahrscheinlich schon so einiges und auch neue Dinge kennen, die dann auch in die eigene Arbeit mit einfließt?

Dr. Astrid Plenk: Unbedingt, das ist das meiste. Das ist das, was uns zu sagen, ja auch noch einmal die Herausforderung ist. Dass man jetzt hier für eine Zielgruppe Programm macht, wo man selber nicht mehr drin ist und man auch über die Expertise oder die guten Ratschläge, die man zu Hause auf dem Sofa von den eigenen Kindern bekommt, sich auch mal locker macht und sagt es ist nur eine Einzelmeinung. Wir brauchen mehr Input von der Zielgruppe. Deswegen ist es ein wichtiges Tool, was wir jetzt in Corona über andere Ideen, natürlich auch UserLabs usw. versuchen auch aufrechtzuerhalten. Aber das ist die Frischekur und auch die Lernkur für alle Kollegen und Kolleginnen vor Ort, immer bei dieser Zielgruppe ganz dicht zu sein.

Daniel Fiene: Also wer die Zukunft der Kindermedien auch mit beeinflussen wird, das sind ja die Plattformen, oft auch Intermediäre genannt. Dazu gehören große Tech-Anbieter, die oft aus den USA kommen. Und die Zusammenarbeit zwischen denen und den hiesigen Märkten, aber auch die gesellschaftliche Verantwortung, aber auch das regulatorische. Das ist ja alles noch nicht wirklich eingespielt. Welche Aspekte müssten aus ihrer Sicht denn da noch geklärt werden?

Prof. Dr. Karola Wille: Er klar, dass auf die regulatorischen Fragen bezogen, auch die Intermediären sind schwierige, sind komplexe Fragen. Die sowohl den europäischen Bereich betreffen, Regelungen auf Bundesebene, als auch auf Länderebene. Die Länder haben ja erst vor kurzem einen neuen Medienstaatsvertrag auf dem Weg gebracht, wo sie tatsächlich auch Intermediäre, das heißt diese großen Internetgiganten, in den Regelungsbereich mit eingezogen haben. Mit dem Ziel, dass sie eben auch diesen Vielfaltsforderungen. Die entscheidende Maßgabe für unsere Medienordnung in Deutschland ist ja auch Vielfalt sicherzustellen, Vielfalt zu gewährleisten. Dass diese Vorgabe auch für die Intermediäre gilt, von nur Suchmaschinen angefangen bis hin zu Smart-Speakern. Alle sind jetzt in diesen Geltungsbereich hineingezogen wurden an. Da geht es um Chancengleichheit, um Sichtbarkeit, um Wahrnehmbarkeit. All diese Fragen, die werden jetzt auf Satzungsebene in Deutschland umgesetzt. Also ich glaube, in dem Bereich ist sicherlich eine ganze Menge auf den Weg gebracht worden. Was uns hilft. Was tatsächlich auch diese Intermediären-Welt nicht völlig losgelöst von unserer Vielfaltsanforderungen unserer Medienwelt, was ja auch Sinne des demokratischen Funktionierens ein ganz wichtiger, entscheidende Punkt ist. Dass das jetzt eingebracht wurde und tatsächlich auch regulatorisch auf den Weg gebracht wurde.

Dr. Thomas Bellut: Ja, internationale Geschäftsmodelle gab es ja immer, die auch die Kinder erreichten. Ja früher die Filmindustrie, die die Kinder in die Kinos lockte. Das hat sich jetzt verändert, vielleicht ein bisschen bequemer gemacht. Aber es hat auch damals das deutsche Kinderfernsehen nicht kaputt gemacht. Also es gibt da immer eine Chance. Und wie du gesagt hast, Karola, klar diese Regulierung haben uns geholfen. Aber wir haben auch gelernt, mit diesen intermedialen, also mit den Plattformen zu arbeiten. Ja, es ist nicht durchgehend schlecht die Erfahrung. Es gibt verlässliche Vereinbarungen. Aber wie weit die Wirkung dieser Plattformen dann am Ende wirklich geht, da bin ich mir nicht ganz sicher. Wir können uns da wirklich nur stützen, indem wir unser Reich, also unsern KiKA in diesem Fall und auch die die digitalen Ausspielwege pflegen. Alles diesen Plattformen zu überlassen, wäre auch demokratietheoretisch schlimm. Ja, das darf nicht sein. Damit würden wir viel Macht auch und Einfluss abgeben. Und gerade auch die Erziehung der Kinder zum Beispiel nach internationalen Standards ja ausrichten. Nein, das Gegengewicht wird umso wichtiger.

Daniel Fiene: Gerade wenn wir daran denken, dass es auch dort Dinge gibt, die es bei KiKA eben nicht gibt, ganz bewusst. Dinge wie Gewalt oder Hass. Ein anderer wichtiger Bereich ist ja auch der politische Rahmen. Der gibt vor, was möglich ist. Wird es eine Herausforderung für die nächsten 25 Jahre, dass dieser so bleibt oder wird, damit auch ihre Visionen erfüllbar sind?

Dr. Thomas Bellut: Also Karola hat ja schon ein bisschen Zuversicht erkennen lassen soll und ich würde das auch so sehen. Insbesondere der KiKA ist unumstritten wichtig. Manchmal könnte die Politik das noch heftiger unterstreichen finde ich. Ja, es wird ja viel zu wenig Positives gesagt. Vieles läuft nur in der Eins-zu-Eins Kommunikation. Da sagt der Hartmann, wie wichtig das sei, auch für Politikerinnen und Politiker mit Kindern. Dann sagen sie toll, dass es den gibt. Aber in der allgemeinen medienpolitischen Diskussion wird es ein bisschen klein gefahren, will ich mal kritisch Richtung Politik sagen. Aber eine Gefahr besteht da überhaupt nicht. Nein, gerade in diesem Zuschauersegment ist das Angebot des KiKAs quasi unersetzlich. Das würde ich schon sagen.

Prof. Dr. Karola Wille: Also in der Tat. Also ich glaube schon, dass die Politik, wenn es darauf ankommt, steht bei diesem Punkt Public-Value-Medium/Medien für alle in der Gesellschaft und damit für Kinder genauso wie für Ältere. Das ist das, was wir brauchen. Und die Politik stellt ja gerade Weichen, dass der Kinderkanal sozusagen flexibel entscheiden könnte, wie sie sich für die Zukunft aufstellen können. Ob linear weiter, ob nichtlinear, ob anderes. Diese Flexibilisierung im Auftrag soll es ja jetzt auch für den Kinderkanal geben, aber ohne sozusagen den Wert des Kinderkanals, der Zweck von Kinderinhalten für die Gesellschaft insgesamt infrage zu stellen. Ich glaube, da gibt es das klare Zeichen von einer Politik der Kinderkanal mit all seinen Inhalten auf all den Welten, wo man unterwegs ist, ist elementarer Bestandteil für die Gesellschaft und in dem Medienbereich unumstritten

Dr. Thomas Bellut: Also ich wäre auch dafür gewesen, wenn man die KiKA jetzt im Entwurf direkt mit beauftragt hätte.  Unter dem Programm, das der da ausgenommen ist, ist ein bisschen seltsam, aber hat wie Karola Wille das sagt auch eigentlich nichts zu bedeuten für die Zukunft des KiKA. Aber manchmal wundert man sich.

Prof. Dr. Karola Wille: Aber er geht ja weiter als beauftragt, nur die Freiheit zu entscheiden, wenn man anders sich aufstellen möchte. Die hat der KiKA jetzt mit den Müttern und Vätern, spricht mit uns – ARD, ZDF und den Gremien, diese Entscheidung zu treffen.

Daniel Fiene: Frau Plenk was würde Ihnen das Leben leichter machen?

Dr. Astrid Plenk: Ich glaube, es ist nicht wirklich alles leicht im Leben. Das ist, glaube ich, erstmal der Punkt. Aber wenn alles so leicht wäre, dann wäre es irgendwie auch langweilig. Und von daher gibt es viele Herausforderungen, die an manchen Punkten noch gar nicht so absehbar sind. Ich glaube, wichtig ist, dass wir weiterhin die Partnerschaft ARD/ZDF für den Kinderkanal haben. In der Schlagkraft, so wie es jetzt ist. Denn nur, wenn wir partnerschaftlich miteinander arbeiten und uns gegenseitig so stärken, wie wir es in den letzten 25 Jahren getan haben. Dann ist der KiKA wiederum auch ein Partner, den die Kinder verlässlich und gern aufsuchen,

Daniel Fiene: Wie eine richtige Freundschaft, die da entsteht oder auch in Zukunft weiter entstehen kann. Jetzt ist es ja so mit der Zukunft. Man kann es ja nicht vorhersagen, Herr Bellut. Sie haben es als erster heute auch schon noch einmal gesagt. Aber das sind ja so verschiedene Szenarien, die da so wahrscheinlich erwartbar sind. Die einigen, da ist man sich sehr sicher, bei den anderen ist man sich nicht so sicher. Wir haben es heute auch schon ja in ganz vielen Tönen rausgehört. Da würde mich jetzt zum Schluss von Ihnen interessieren: Worauf sind Sie denn am neugierigsten, wie es sich in Zukunft entwickeln wird?

Dr. Thomas Bellut: Ohje. Also ich finde immer die Entwicklung von Inhalten spannend. Wie sich Kinderprogramm ja auch in den letzten 20 Jahren entwickelt hat. Ist ja atemberaubend in der Form. Es ist deutlich professioneller, auch anspruchsvoller geworden. Frau Plenk muss halt mit den Kosten auch hinkommen, weil die Programme werden ja nicht billiger. Ja, ich bin wirklich baff über diese Qualitätsentwicklung und glaube, dass das entscheidend für den KiKA ist, dass diese Kreativität anhält. Super Ideen, die einfach den Geschmack der Jüngeren trifft. Das sie einfach sagen: Ja, das ist mein Programm. Und kein Sender kann an seinem Publikum vorbei konstruieren Irgendetwas. Sondern das kann nur im Einklang stehen. Deswegen wünsche ich dem KiKA viele junge, moderne Schafferinnen und Schaffer, die dann wissen, wolang es geht. Ja, die den Kontakt haben zu dieser Zielgruppe, das ist ganz wichtig.

Daniel Fiene: Da bin ich auch total neugierig, wie sich die Formate entwickeln werden. Das stimmt. Da würde ich auch gerne mal ein bisschen genauer in die Glaskugel gucken. Frau Plenk: Wie ist es bei Ihnen? Wo sind Sie sehr neugierig?

Dr. Astrid Plenk: Ja, ich komme mir auch sehr stark von der Inhaltsseite und von daher kann ich Herr Bellut gar nicht so viel zufügen, außer dass in der Entwicklung der Inhalte noch viel stärker geguckt werden muss: Wo liegen die starken Marken? Wie kann man die Stärken innerhalb des KiKA? Kann man da auch wiederum vernetzen und verknüpfen zu anderen Angeboten, zu anderen starken Marken im Kindersegment. Daraufhin eben auch Inhalte zu entwickeln und weiterzuentwickeln mit der Zielgruppe gemeinsam. Da liegt eine Herausforderung, aber auch eine große Freude, das auch weiter entsprechend und mit den Kollegen und Kolleginnen voranzutreiben.

Daniel Fiene: Frau Wille, wie ist es bei Ihnen?

Prof. Dr. Karola Wille: Also ich bin ja auch ein Verfechter dieser Content-Netzwerk-Idee. Und ich bin natürlich schon gespannt, wie man so etwas ausfüllen kann. Wie man es schafft, in so einem Netzwerk dann Kinder zusammenzuführen, zu diskutieren, miteinander zu reden, Neues zu entdecken, Kreativität auch im Netzwerk zu entwickeln. Also ich bin einfach total neugierig, was Netzwerk konkret in der Zukunft heißt.

Daniel Fiene: Eine weitere konkrete Aufgabe, die die KiKA-Macher*innen in die nächsten Jahre mitnehmen werden. Aber die Frage nach den Netzwerken der Zukunft, die reizt mich auch. Was bedeuten Netzwerke in Zukunft für Kinder? Vielleicht bekommen wir da eine Antwort, wenn wir uns in den nächsten Ausgaben mit unseren Gesprächspartner*Innen mit ihrer individuellen Vision für die Generation Alpha beschäftigen. ZDF-Intendant Thomas Bellut, MDR-Intendantin Karola Wille und KiKA Programmgeschäftsführerin Astrid Plenk haben uns heute viele Impulse mitgegeben 25 Jahre Kika was bleibt vom Gründungsgedanken? Was ist denn die Zukunft zu übertragen? Aber es gab nicht nur Impulse, sondern auch Neugierde. Und die behalten wir uns bei. Mittwochs, alle zwei Wochen, gibt es eine neue Ausgabe von unserem Podcast in der ARD-Audiothek, in gut sortierten Podcast-Apps und Verzeichnissen und im KiKA Kommunikationsportal. Danke fürs Zuhören. Mein Name ist Daniel Fiene. Bis zum nächsten Mal bleiben auch Sie mit uns neugierig auf die

[Outro] Generation Alpha - Der KiKA Podcast

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